(ots) - Angriff von innen
Zwar sind nach den Anschlägen von Boston wesentlich weniger Opfer
zu beklagen als am 11. September 2001, das ist die gute Nachricht in
der schlechten. Die neuen Gewalttaten berühren jedoch ebenfalls das
Selbstverständnis vieler Amerikaner. Die USA verstehen sich als
Nation von Einwanderern. Jeder Bürger soll, unabhängig von der
Herkunft, seines Glückes Schmied sein dürfen, solange er sich an
gewisse Regeln hält. Auch die mutmaßlichen Täter Dschochar und
Tamerlan Zarnajew waren Kinder von Einwanderern. Mit ihren Eltern
kamen sie vor rund zehn Jahren offenbar aus dem Kaukasus in die USA.
Genug Zeit, um sich einzuleben. Nur lief bei den Brüdern etwas
furchtbar schief.
Auch das unterscheidet ihre Tat vom 11. September: Damals kamen
die Terroristen von außen. Diesmal ist die Lage komplizierter. Zwar
hat sich der ältere Bruder möglicherweise während einer Reise in den
Kaukasus 2012 radikalisiert. Die Geschwister kannten die USA jedoch
bestens, hatten Schulen besucht oder Sport im Verein getrieben. Der
jüngere Bruder soll sogar die US-Staatsbürgerschaft besessen haben.
Anders als die Anschläge vom 11. September wirft die Tat von Boston
daher nicht vor allem außenpolitische Fragen auf, sondern viele
innenpolitische. Es geht darum, die Offenheit gegenüber den
Einwanderern zu bewahren, die jährlich aus aller Herren Länder in die
USA strömen, eine Offenheit, von der auch Europa viel lernen kann.
Georg Kern
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