(ots) - In den Augen der Passagiere muss der Flugverkehr
im Allgemeinen und die Lufthansa im Besonderen allmählich den Ruf der
organisierten Unzuverlässigkeit erlangen - so oft, wie dort gestreikt
wird. Verdi und all die Spezialistengewerkschaften tragen für den
Imageverlust eine Mitverantwortung, indem sie sich im Ringen um die
Mitglieder gegenseitig zu tarifpolitischer Härte anstacheln. Die
Lufthansa ist das Paradebeispiel für die Zerfledderung der
Tariflandschaft - das beliebteste Schlachtfeld der
Arbeitnehmerorganisationen. Die Regierungskoalition hat es ungeachtet
handfester Versprechungen der Kanzlerin bisher nicht geschafft, wenn
auch nicht den alten Zustand, so doch etwas mehr tarifpolitische
Ordnung herzustellen. Diese würde bedeuten, dass ein Konzern nicht
permanent von einer anderen Arbeitnehmergruppe bestreikt werden darf.
Ein Warnstreiktag ist akzeptabel, selbst wenn er wie gestern
gleich 150 000 Passagiere betrifft. Doch muss sich Verdi überlegen,
ob der Konflikt auf die Spitze getrieben werden soll. Eine Eskalation
mitsamt Streiks in die Hauptreisezeit hinein würde nicht nur den Ruf
und die Ertragskraft der Lufthansa weiter schädigen, sondern auch das
Management motivieren, neue Einschnitte vorzunehmen. Das ist die Krux
im umkämpften Luftverkehr: Massive Arbeitskämpfe leisten den
Personalkürzungen Vorschub. Die Gewerkschaft muss sowohl die
Konkurrenz im Auge haben als auch eine Gesamtverantwortung wahrnehmen
- ein schwieriger Spagat ist das.
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