(ots) - Ãœber den Fall hinaus
Der schwerreiche Vereinspräsident Uli Hoeneß hat mit seinem
Vorgehen nicht allein sich selbst und die Premium-Marke FC Bayern
München beschädigt. Denn ausgehend von seinem persönlichen Fall (im
doppelten Sinn des Wortes) ist die grundsätzliche Debatte über
Steuergerechtigkeit und Steuerehrlichkeit neu entflammt. Und wieder
kommt die Kernfrage hoch, was denn eine Vereinbarung Deutschlands mit
der Schweiz gebracht hätte.
Der neue Streit darüber fließt bereits heftig in den bayerischen
Landtags- und den Bundestagswahlkampf ein. Besonders die CSU gerät in
die Defensive. Und Hoeneß spielt indirekt der SPD in die Hände,
obwohl er ihr politisch gerade nicht nahesteht. Die Partei kann sich
auch deshalb freuen, weil der Kampf gegen Steuerflucht eines ihrer
Lieblingsthemen ist.
Die Sozialdemokraten sehen sich mit ihrer Blockade des Abkommens
mit der Schweiz bestätigt, übersehen jedoch, dass deutsche
Finanzbehörden ohne eine Vereinbarung an die Schwarzgelder vieler
Steuersünder gar nicht herankommen. Derzeit bleibt den Fahndern
lediglich der juristisch zweifelhafte Kauf von CDs. Zugleich droht
die Gefahr, dass Fälle verjähren. Derzeit bleibt allein die Hoffnung,
dass immer mehr Täter angesichts des erhöhten Entdeckungsrisikos die
Karten auf den Tisch legen und sich wie Hoeneß selbst anzeigen. Die
Empörung in seinem Fall zeigt immerhin, dass Steuerbetrug nicht mehr
als Kavaliersdelikt angesehen wird.
Christof Haverkamp
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