(ots) - Anders als die Stiftung Warentest will "Ökotest"
am bisherigen Prüfsiegel-System festhalten. Die vom Konkurrenten
Warentest geplanten Lizenzmodelle für Markenartikler und
Werbeindustrie lehnt Geschäftsführer und Chefredakteur Jürgen
Stellpflug strikt ab: "So etwas werden wir grundsätzlich nicht
machen", sagte er der Online-Ausgabe des Fachmagazins W&V Werben &
Verkaufen. Ihm sei die Gefahr eines Imageverlustes zu groß, so
Stellpflug. "Wenn man einmal in den Geruch gerät, man habe ein
wirtschaftliches Interesse an dem Verkauf des Labels, dann gerät man
ganz schnell auch in den Geruch, nicht mehr unabhängig zu testen."
Die Stiftung Warentest, deren "test"-Zeitschriften im Wettbewerb
mit "Ökotest" stehen, führt am 1. Juli ein komplett neues
Lizenzierungssystem ein. Wer mit den begehrten Prüfsiegeln wirbt,
muss bei Print- und Online-Kampagnen 7000 Euro zahlen, bei TV -und
Kino-Spots werden sogar 15.000 Euro fällig. Die Lizenzen gelten nur
noch für zwei Jahre. Gleichzeitig will die Stiftung härtere
Kontrollen einführen und das Prüfsiegel bei Missbrauch entziehen.
Bislang müssen Markenartikler nur eine Bearbeitungsgebühr von 500
Euro abführen, um das Warentest-Logo nutzen zu dürfen.
Ökotest-Chef Stellpflug sieht beim neuen Warentest-System noch ein
weiteres Problem: Bislang seien Veröffentlichungen der Stiftung unter
das Presserecht gefallen. Rechtsexperten würden aber nicht
ausschließen, dass mit dem Verkauf der Testlabels nunmehr das
Wettbewerbsrecht greifen würde. Die Konsequenz: "Tests sind
weitgehende Meinungsäußerungen und durch das Presserecht gedeckt. Der
Kritisierte muss sich die Kritik gefallen lassen." Im
Wettbewerbsrecht sei man weitaus eingeschränkter, ein kritisiertes
Unternehmen habe viel größere Chancen, mit einer Klage durchzukommen.
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Anja Janotta
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