(ots) - 15 Jahre leitete Howard Arman den MDR
RUNDFUNKCHOR. Am 30. April gab er in der vollbesetzten Peterskirche
seinen letzten Nachtgesang. MDR-Hörfunkdirektor Johann Michael Möller
würdigte sein außerordentliches Engagement.
Wenn junges Publikum A-cappella-Gesang lauscht, alle Plätze in der
Leipziger Peterskirche besetzt sind und Neue Musik mit minutenlangem
Applaus gefeiert wird, ist man Teil des Nachtgesangs des MDR
RUNDFUNKCHORES. Howard Arman, der künstlerische Leiter des Chores,
gründete das Format 2004.
"Der Nachtgesang ist etwas Besonderes, mit dem Sie Leipzig sehr
bereichert haben", sagte MDR-Hörfunkdirektor Johann Michael Möller am
Ende des Konzertes zu Howard Arman. Er habe nicht nur eine
Begegnungsstätte für Singende und Besungene gebaut, sondern durch
seine außergewöhnliche Programmierung "endless nights" geschaffen.
Außerdem dankte Möller dem Leiter des MDR RUNDFUNKCHORES für seine
inspirierende und prägende Arbeit der letzten 15 Jahre: "Ohne Sie,
lieber Howard Arman, wären wir nicht auf diesen großen,
künstlerischen Weg gelangt." Auch wenn man nun in unterschiedliche
Richtungen aufbreche, bleibe der gebürtige Brite allen in guter
Erinnerung "und im musikalischen Gedächtnis dieser Stadt", so Möller
weiter.
"Etwas tun, woran ich glaube" Vor neun Jahren rief Howard Arman
den Nachtgesang ins Leben, eine Reihe, mit der er sich bis heute
stark identifiziert. "Für mich war diese Konzertreihe immer die
Gelegenheit etwas zu tun, woran ich sehr glaube", sagte er. Unter
seiner Leitung kam Musik auf die Bühne, die die Welt kritisch
hinterfragt hat, "die die Haut wieder dünner machen sollte" und die
gleichzeitig "das Ungewöhnliche mit dem Gewöhnlichen kontrastierte",
sagte er. Mit Programmen, die knapp ein Jahrtausend Musikgeschichte
umspannen, elf Welturaufführungen und Grenzgängen zwischen Musik,
Elektronik und Kunst schuf er ein einzigartiges Konzerterlebnis.
"Jeder Nachtgesang war ein wunderbares Theater der menschlichen
Stimme", so Arman, das ohne "das Wesen dieses wunderbaren Chores"
nicht möglich gewesen wäre.
Musikalischer Abschied mit eigenem Werk Für seinen letzten
Nachtgesang am 30. April hatte Howard Arman ein besonderes Programm
zusammengestellt, das nicht nur den MDR RUNDFUNKCHOR, sondern auch
das Leipziger Schlagzeugensemble mit einbezog. Neben Stücken aus der
Renaissance waren auch zeitgenössische Werke zu hören wie "Death, be
not proud" für Soli, Doppelchor und Schlagwerk, das der amerikanische
Komponist Laurence Traiger eigens für diesen Abend komponiert hatte.
Das zentrale Werk dieses Nachtgesangs hieß "La Bataille de
Marignan", ein populäres Chanson des Renaissance-Komponisten Clément
Janneqin. Bis heute dient es zahlreichen Komponisten als
musikalischer und thematischer Ausgangspunkt für ihre Werke. Neben
Tomás Luis de Victoria griff auch Howard Arman Janneqins Chanson auf
und sorgte mit seinem Stück an diesem Abend für mehrere
Gänsehaut-Effekte. Die dicht verwobenen Stimmen, das Flüstern und
Klagen der Sängerinnen und Sänger, die verteilt in der Peterskirche
standen, vermischten sich mit dem blechernen Metall der
Perkussionisten. "La Bataille de Marignan" thematisiert den ersten
großen Artillerieeinsatz der Kriegsgeschichte, bei dem innerhalb von
24 Stunden 10 000 Menschen getötet wurden.
Minutenlanger Applaus Nach kurzer Stille feierte das Publikum
Howard Arman und die ausgezeichnete Leistung des MDR RUNDFUNKCHORES
mit minutenlangem Applaus. Es erhob sich von den Plätzen und
schwenkte Blumen. Arman war sichtlich gerührt. Bereits im Vorfeld
sagte er, dass er Leipzig mit einem lachenden und weinenden Auge
verlasse, dass eines von ihnen aber "viel beschäftigter sei als das
andere."
Hinweise Der Nachtgesang am 30. April war der letzte, den Howard
Arman als künstlerischer Leiter des MDR RUNDFUNKCHORES in Leipzig
dirigiert hat. Bevor er sich ganz aus Mitteldeutschland
verabschiedet, ist er noch einmal beim MDR MUSIKSOMMER zu erleben. In
Erfurt (12. Juli), Schneeberg (13. Juli) und Görlitz (14. Juli)
bringt er mit MDR SINFONIEORCHESTER und MDR RUNDFUNKCHOR Werke von
Händel, Vaughan Williams und Harris auf die Bühne.
Zeitgleich zum letzten Nachtgesang veröffentlichte das hauseigene
MDR KLASSIK Label Howard Armans Komposition "Metamorphosen" (Vol. 6).
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