(ots) - Da war er wieder, dieser rote Kopf. Beim Triumph in
Barcelona und auch gestern in Dortmund. Vor mehr als drei Jahrzehnten
(!) ist er zum Markenzeichen des Jupp "Osram" Heynckes geworden. Die
Gesichtsfarbe korrespondierte damals so wunderbar mit der Art, sich
darzustellen: dünnhäutig, stets eine Falle witternd, linkisch fast.
Die Farbe Rot ist geblieben. Doch Heynckes, der an diesem Donnerstag
68 Jahre alt wird, ist ein anderer geworden. Nicht, dass er sich
nicht mehr aufregen könnte. Über Schiedsrichterentscheidungen etwa.
Oder die seltenen Fehlleistungen seiner oft berauschend
aufspielenden Mannschaft. Der vielleicht besten, die der FC Bayern
jemals besaß. Der Fußball, den dieses Team in diesen Tagen
zelebriert - das ist sein Werk. Dessen ist sich Heynckes gewiss, und
das macht ihn so ungemein selbstsicher. So souverän, beinahe über den
Dingen stehend. Wie am Samstag nach dem Scharmützel zwischen Matthias
Sammer und Joachim Klopp. Heynckes' Einlassung zu jener Szene, die
nach Meinung vieler Beobachter erst einen Vorgeschmack gibt auf das
Reizklima beim Champions League Finale im Londoner Wembley-Stadion:
"Mittlerweile bin ich da so gelassen. Diese Dinge, die am Rande
passieren, schaue ich mir nicht an." Da spricht einer, der eine klare
Haltung eingenommen hat: zu seinem Beruf, aber vor allem zum FC
Bayern; zu den Beckenbauers, Rummenigges und Sammers, die ihm diese
meisterliche Arbeit nicht zugetraut und der Versuchung Pep Guardiola
nachgegeben hatten. Alle Welt fragt sich nun, wie der vermeintliche
Wundermann aus Spanien denn mit der Hypothek einer für die Münchner
womöglich perfekten Saison umgehen wird. Heynckes dürfte das völlig
egal sein. Er besitzt im Sommer die beneidenswerte Option, sich mit
Frau und Schäferhund auf sein Anwesen in Mönchengladbach
zurückzuziehen oder doch weiter mit rotem Kopf am Spielfeldrand zu
stehen. Vielleicht sogar nach der WM in Brasilien als Bundestrainer?
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616