(ots) - Viele Fragen werden bleiben
Wenn heute der Prozess gegen die letzte Ãœberlebende und vier
mutmaßliche Unterstützer des Nationalsozialistischen Untergrunds
beginnt, geht es nach der Farce des Vorspiels endlich um das
Wesentliche. Schließlich sollten weder Medien und deren Eitelkeiten
im Mittelpunkt stehen, noch sind Detailfragen der Prozessorganisation
am Ende relevant.
Die Debatte über Verfahrensfragen überlagerte stattdessen in
unguter Weise den Kern der Dinge, wie schon die Taten selbst lange
überdeckt worden sind von Fehlern, Blindheit und stereotypen
Vorverurteilungen. Deren Krönung war der zynische Beiklang, ein
Ausländer sei tendenziell selbst schuld, wenn er erschossen werde:
Das muss doch mit seinem Milieu zu tun gehabt haben. Nein. Dieser
Prozess findet statt, weil es in Deutschland handfesten
rechtsextremen Terrorismus gab, über Jahre hinweg, bundesweit und
unbemerkt. Er findet statt, weil dieser Terror zehn Opfer forderte,
bis die Taten nur durch Zufall offenbar wurden.
Die Antworten, die die Verhandlung auf viele offene Fragen geben
wird, können dabei letztlich nicht befriedigen. Auch nach dem Urteil
wird es in Deutschland Menschen geben, die die Taten des NSU
relativieren, die andere ausgrenzen und Totalitarismus Vorschub
leisten. Die Aufgabe, dagegen aufzustehen, Dinge zu klären und zu
erklären, kommt deshalb nicht nur jetzt und von Berufs wegen den
Münchner Richtern zu, sondern jedem Einzelnen an jedem einzelnen Tag.
Burkhard Ewert
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