(ots) - Sieg der Taliban
Afghanistan hat sich für die NATO zu einem Albtraum entwickelt,
vor dem das mächtigste Militärbündnis nicht flüchten kann. Selbst
wenn der Westen Ende 2014 alle Kampftruppen vom Hindukusch abgezogen
hat, wird der Schmerz der Niederlage noch lange andauern.
Da mögen westliche Regierungen Fortschritte in Afghanistan
bejubeln, dieses Wunschdenken ist jedoch abstrus. Die Taliban sind
nach mehr als einem Jahrzehnt Krieg wahrscheinlich stärker als je
zuvor. Denn sie stehen kurz davor, den USA und ihren Verbündeten eine
Art zweites Vietnam zu bereiten. Das sorgt für neue Rekruten und
Kampfmoral.
Die Radikalislamisten haben bei ihrer neuen Frühjahrsoffensive den
Alliierten bereits erhebliche Verluste zugefügt. Insgesamt sind seit
Ende 2001 rund 3300 ISAF-Soldaten gefallen, darunter Dutzende
Deutsche. Es gibt auch keinerlei Anzeichen dafür, dass die Fanatiker
mit der ebenso korrupten wie unfähigen Regierung in Kabul ernsthafte
Friedensverhandlungen führen wollen. Warum auch? Die Taliban haben es
geschafft, sich gegen eine wirtschaftliche und militärische Übermacht
zu behaupten.
Dieses Desaster hat auch die deutsche Regierung mitzuverantworten.
Kanzlerin Angela Merkel sollte sich dies eingestehen, alle Soldaten
aus Afghanistan zügig abziehen und eine Beteiligung an der für 2015
geplanten sogenannten Ausbildungsmission ausschließen.
Michael Clasen
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