(ots) - Sich selbst überlassen
Die Anschläge in der türkischen Stadt Reyhanli an der syrischen
Grenze führen einmal mehr vor Augen, wie chaotisch die Lage in der
Region inzwischen ist. Zwar sagt die türkische Regierung den
festgenommenen mutmaßlichen Attentätern Kontakte zum Regime von
Baschar al-Assad nach. Doch selbst wenn sie solche Verbindungen
nachweist, belegten diese noch nicht, dass der Diktator hinter den
Bluttaten steckt.
Für den türkischen Premier Recep Tayyip Erdogan ist es die
einfachste Reaktion, die Explosionen seinem Feind Assad anzulasten,
gegen den er gerade in letzter Zeit lauter denn je polterte. Es käme
ihm sehr ungelegen, die Täter etwa in den Reihen der kurdischen PKK
zu suchen, mit der er einen lang ersehnten Waffenstillstand
geschlossen hat.
Außerdem stellt sich die Frage, was Assad sich davon versprechen
könnte, die Lage an der türkisch-syrischen Grenze zu verschärfen.
Angesichts des nicht enden wollenden Gemetzels im Bürgerkriegsland
kann es ihm kaum darum gehen, eine weitere Front aufzumachen.
Auch wenn noch nicht von einem Flächenbrand gesprochen werden
kann: Die Konfliktparteien in Syrien sind längst zum Spielball
äußerer Kräfte geworden. Der Iran, Israel, die Golfstaaten, Al-Kaida,
die Türkei, auch Großmächte - es alarmiert, wie sie alle versuchen,
das Machtvakuum zu nutzen, das der Zerfall des syrischen Staates
hinterlässt. Ein Zerfall, dadurch ermöglicht, dass Syrien sich selbst
überlassen ist.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207