(ots) - Aus der Traum
Jahrzehntelang galt Schweden als mustergültiger Wohlfahrtsstaat,
der seinen Bürgern eine intakte soziale Absicherung gewährleistete,
wenn auch zum Preis hoher Steuern. Möglich machten das die weitgehend
einheitliche Gesellschaft und eine kluge Wirtschaftspolitik; soziale
Spannungen gab es in Schweden kaum.
Die Stockholmer Krawalle zeigen, dass dieser Mythos längst
entzaubert ist. Den alten sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaat kann
Schweden sich nicht mehr leisten, zudem ist es inzwischen ein
Einwanderungsland: Fast ein Siebtel der neun Millionen Einwohner
wurde im Ausland geboren. Einen großen Anteil stellen zwar
skandinavische Nachbarn, die Schwedisch sprechen, gut integriert sind
und kaum als Ausländer wahrgenommen werden. Jene Migranten aber, die
etwa aus Krisengebieten wie dem Iran geflüchtet sind, stoßen in der
schwedischen Gesellschaft oft auf unsichtbare, nicht selten
unüberwindbare Grenzen. Hinzu kommt, dass die horrenden Stockholmer
Mieten die Migranten regelrecht in die Vororte gedrängt haben. Diese
gefühlte Ausgrenzung hat in den vergangenen Jahren offenbar eine
wütende Subkultur gedeihen lassen.
Das rechtspopulistische Argument, die Migranten selbst seien daran
schuld, trägt freilich nicht. Die Ausschreitungen zeigen den Schweden
vielmehr, dass sie ihre Zuwanderungspolitik dringend in eine
Integrationspolitik umwandeln müssen.
Constantin Binder
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