(ots) - Im eigenen Interesse
Aus der Ferne wirkt China beunruhigend stark: Es verfügt über ein
Heer billiger Arbeitskräfte, überflutet den Weltmarkt mit Waren,
kauft deutsche Unternehmen auf und geriert sich als politische wie
militärische Großmacht.
Aus der Nähe betrachtet jedoch offenbart der rote Riese Schwächen:
Chinas Wirtschaftswachstum verlangsamt sich, während die Ansprüche
der Bevölkerung steigen. Die gut ausgebildete Mittelklasse ist nicht
mehr bereit, zu Niedrigstlöhnen in den Fabriken zu schuften. Chinas
Wirtschaft muss moderner werden, muss mehr anspruchsvolle und besser
bezahlte Jobs anbieten. Zugleich hat das Land keine andere Wahl, als
den wahnwitzigen Energie- und Ressourcenverbrauch seiner Industrie zu
senken.
Beide Probleme kann Deutschland lösen helfen. Deshalb ist es
wichtig, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel und der neue
Regierungschef Li Keqiang trotz des aktuellen Streits um chinesische
Solarsubventionen einen guten Draht zueinander finden.
Sicher, immer bessere Produkte chinesischer Firmen erhöhen den
Konkurrenzdruck auf deutsche Unternehmen. Doch das müssen sie
aushalten - im eigenen Interesse: China ist ein Großkunde deutscher
Hersteller. Und eine stabile, ressourcenschonende chinesische
Wirtschaft ist die beste Vorsorge gegen einen Klimakollaps und
nationalistische Zündler, die das Land in einen Krieg mit Japan
treiben wollen. Beides wäre katastrophal für die Welt.
Christian Schaudwet
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