(ots) - Beim Blick auf das geschundene Bürgerkriegsland
Syrien steht die EU nicht nur fassungslos vor dem Leid
Hunderttausender und beschämt vor der eigenen Ohnmacht. Sie ist in
diesem Frühjahr zusätzlich verstört ob der eigenen Unfähigkeit, den
Gang der Dinge im Reich des schrecklichen Fürsten Assad einigermaßen
verlässlich einzuschätzen. Zahlreiche Experten hatten das politische
Ende des Assad-Regimes für das vergangene Jahr prophezeit. Das
Gegenteil ist eingetreten: Seine Position ist militärisch stärker als
jemals seit Beginn des Bürgerkriegs. Assad mag zu schwach sein, die
Schlacht zu seinen Gunsten zu entscheiden. Aber er hat offensichtlich
alle Mittel, das Morden nach Belieben zu verlängern. In dieser Lage
stellt die Aufrüstung der Rebellen für die Europäische Union eine
Versuchung dar. Sie bietet zwar keine Aussicht auf Lösung, wohl aber
die illusionäre Erleichterung, Waffengleichheit herstellen zu können.
Angesichts der gnadenlosen Brutalität, mit der das Regime seine Macht
verteidigt, müsse man wenigstens dafür sorgen, dass der Widerstand
nicht von vornherein chancenlos ist. Wenn man schon nicht kämpfen
kann und mag, will man wenigstens als Lieferant auf der richtigen
Seite stehen. Doch die richtige Seite gibt es leider nicht. So
wünschenswert die Niederlage des Machthabers wäre, so unklar ist, ob
ein Sieg seiner Gegner - wenn man ihn denn von außen fördern könnte -
das Leiden Unschuldiger beenden würde. Unter den Hunderten Gruppen,
die gegen Assad kämpfen, sind bekennende Dschihadisten und Brigaden
mit Verbindung zur El Kaida. Nach Erkenntnissen der Vereinten
Nationen sind bewaffnete Widerständler für "Kriegsverbrechen wie
Mord, ungesetzliche Tötung und Folter" verantwortlich. Das
Rebellenlager ist weder politisch noch moralisch hinreichend
legitimiert, Empfänger von weiterem Tötungswerkzeug zu sein. Der
Versuch, durch ein Lieferscheinsystem zu verhindern, dass Kriegsgerät
in die falschen Hände gerät, ist weltfremd. Die Bewaffnung der
Assad-Gegner ist eine Versuchung, der Europa widerstehen sollte.
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