(ots) - Noch ein weiter Weg
Ob Deutschland und China ein "Traumpaar" werden, wie Li Keqiang es
in Aussicht stellt, hängt nicht allein von ihren wirtschaftlichen
Fähigkeiten und Bedürfnissen ab. Grundsätzlich ergänzen die beiden
Schwergewichte der Globalisierung sich sehr gut. Aber es reicht
nicht, dass Politiker und Manager dies auf bilateralen Gipfeln,
Konferenzen und Banketten unermüdlich beschwören.
Der chinesische Premier hat deutschen Unternehmen besseren Schutz
ihres geistigen Eigentums und einen leichteren Marktzugang
versprochen. Ähnliches beteuerten jedoch schon viele chinesische
Amtsträger vor ihm. Manch mittelständischer Industrieunternehmer, der
die schönen Worte glaubte, rieb sich später die Augen, als sein
chinesischer Geschäftspartner ihn mit einer exakten Kopie seines
Produkts aus dem Markt rempelte.
Auf deutscher Seite dagegen müssen Autohersteller akzeptieren,
dass die Chinesen ihnen den heimischen Riesenmarkt nicht allein
überlassen, sondern starke Qualitätsmarken aufbauen wollen. Und
natürlich werden sie damit - wie mit ihrer Solartechnik - auch auf
den europäischen Markt drängen.
Harmonieren können Deutschland und China außerdem nur, wenn Li
Appelle zum Schutz von Menschen- und Minderheitenrechten mit mehr
beantwortet als mit höflichen Floskeln. Ein "Traumpaar"? Bis dahin
ist es noch ein weiter Weg.
Christian Schaudwet
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