(ots) - Führungskräfte in Deutschland erwarten für die
nächsten Jahre eine weitere Intensivierung der Diskussion über die
Bedeutung von Werten für eine nachhaltige Unternehmens- und
Personalführung und gehen davon aus, dass sich auch die umfassende
gesellschaftliche Debatte um mehr Werteorientierung noch verstärken
wird. Zugleich haben sich in jüngster Zeit vor dem Hintergrund dieser
Debatte sowie der anhaltenden Euro-Krise mit den daraus
resultierenden wirtschaftlichen Unsicherheiten zum Teil spürbare
Veränderungen in der relativen Bedeutung unterschiedlicher Werte für
die Führungskräfte ergeben - wobei es in einigen wesentlichen
Bereichen deutliche Unterschiede zwischen den Einschätzungen
männlicher und weiblicher Führungskräfte gibt.
Dies sind zentrale Ergebnisse der Führungskräftebefragung 2013 der
"Wertekommission - Initiative Werte Bewusste Führung e.V.", die in
Zusammenarbeit mit dem Reinhard-Mohn-Institut für Unternehmensführung
und Corporate Governance der Universität Witten/Herdecke zum
Jahreswechsel 2012/2013 durchgeführt wurde. Teilgenommen haben mehr
als zweihundert Führungskräfte aller Altersgruppen und
Unternehmensgrößen aus Deutschland. Die Wertekommission führt solche
Befragungen regelmäßig durch - mit dem Ziel, das Denken und Handeln
der Entscheider in der Wirtschaft zum Thema Werte transparent zu
machen. Erstmals wurden dabei in der aktuellen Befragung die
Einstellungen und Einschätzungen männlicher und weiblicher
Führungskräfte separat ausgewertet. Mit ihrer Mischung aus sich
wiederholenden Fragen zum Werteverständnis der Führungskräfte und
wechselnden Fragen zu jeweils aktuellen wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Themen im Kontext der Wertedebatte sind die
Führungskräftebefragungen der Wertekommission in Deutschland in
dieser Form einmalig.
"Unsere jüngste Befragung zeigt erneut, dass aktuelle Themen wie
die Euro-Diskussion die Wertedebatte und das individuelle
Werteverständnis der Führungskräfte beeinflussen. Zugleich wird aber
auch in beeindruckender Weise deutlich, dass jenseits dessen die
grundsätzliche Einsicht, dass Werte den Unternehmenserfolg fördern,
inzwischen unter den Führungskräften in Deutschland weitestgehend
unstrittig ist", so Kai Hattendorf, Vorstandsmitglied der
Wertekommission und Autor der Studie. Mit 85 Prozent antwortete die
überwältigende Mehrheit der Befragten in diesem Sinne.
Jedoch werden Werte in unterschiedlichen Bereichen als
unterschiedlich erfolgsfördernd eingestuft. 71 Prozent der
Führungskräfte etwa schätzen die Wirkung bei der Mitarbeiterbindung
als sehr hoch ein. Die Wirkung auf die Unternehmenskultur wird
speziell von jüngeren Führungskräften als sehr hoch eingestuft (86
Prozent); diese Bewertung fällt allerdings in älteren Altersgruppen
um mehr als 25 Prozentpunkte ab. Innerhalb der Dimension
Unternehmenskultur ist mit einer Einschätzung von 93 Prozent Relevanz
die Verbesserung des allgemeinen Betriebsklimas die wichtigste
Komponente. Auch das Teambuilding kann nach Auffassung von mehr als
drei Viertel der Befragten durch eine werteorientierte
Unternehmenskultur gefördert werden. Gleiches gilt für die Bekämpfung
von Korruption. In der Außenbeziehung von Unternehmen ist die
Kundenbeziehung nach Einschätzung der befragten Führungskräfte am
deutlichsten wertegetrieben. Auch für die allgemeine
Reputationspflege gelten Werte weithin als dienlich: Ãœber 85 Prozent
schätzen die Wirkung als hoch bis sehr hoch ein.
Auffällig sind in diesem Zusammenhang deutliche Unterschiede
zwischen männlichen und weiblichen Führungskräften: Für die
Mitarbeiterbindung wird die Bedeutung von Werteorientierungen von
Frauen höher eingeschätzt als von ihren männlichen Kollegen (Anteil
"sehr hoch": Frauen 79 Prozent, Männer 69 Prozent). Frauen erachten
die Wirkung von Werten auf die Unternehmenskultur zu nahezu 74
Prozent als sehr hoch, bei Männern liegt dieser Anteil hingegen nur
bei 54 Prozent. Die Wirkung von Werten in Bezug auf die
Reputationspflege wird von 55 Prozent der befragten Frauen als sehr
hoch eingeschätzt, bei Männern sind dies hingegen nur 43 Prozent.
Was das persönliche Werteverständnis betrifft, so bezeichnen über
Geschlechtergrenzen und Altersgruppen hinweg gut 78 Prozent der
befragten Führungskräfte Vertrauen als einen Wert mit sehr hoher
persönlicher Bedeutung, nahezu gleichauf folgt mit 76 Prozent der
Nennungen Integrität. Mit etwas Abstand folgt der Begriff
Verantwortung (65 Prozent) auf Platz 3. Die weiteren Nennungen:
Respekt (58 Prozent), Mut und Nachhaltigkeit (je 31 Prozent). Bei der
ersten Führungskräftebefragung der Wertekommission belegte noch
Verantwortung den Spitzenplatz, mit deutlichem Vorsprung vor
Vertrauen und Respekt. Die zentrale Bedeutung des Wertes Vertrauen
besteht seit der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09. Im
Zuge der Krisenbewältigung ist zudem das Bewusstsein gewachsen, dass
die eigene Verantwortung als Führungskraft an systemische Grenzen
stößt. Gleichzeitig erfolgte eine Besinnung auf die Bedeutung der
persönlichen Integrität - der Wert legt seit Beginn der Befragungen
stetig zu. Allen öffentlichen Debatten zum Trotz bleibt der
Wertebegriff Nachhaltigkeit seit Jahren im Vergleich zu den übrigen
Kategorien von geringerer Bedeutung für Führungskräfte.
Auffällig ist auch beim persönlichen Werteverständnis die
unterschiedliche Bewertung durch Frauen und Männer: So fordern für
den Wert Respekt nicht etwa - was durch die öffentliche Debatte um
die Förderung weiblicher Führungskräfte zu vermuten wäre - Frauen
eine besonders große Relevanz ein, sondern Männer. Zumindest betonen
Männer mit 62 Prozent (sehr hohe Einschätzung) diesen Wert viel
stärker als Frauen mit unter 50 Prozent. Auch integres Verhalten wird
bei Männern zu ca. zehn Prozentpunkten häufiger eingefordert. Beim
Wert Nachhaltigkeit ist der Unterschied ebenfalls signifikant: Im
Geschlechtervergleich sehen nur 25 Prozent aller Frauen, aber 35
Prozent aller Männer die Bedeutung des Wertes Nachhaltigkeit als sehr
hoch an.
In einem weiteren Teil der Untersuchung wurde gefragt, welche
individuellen Einstellungen in Bezug auf das Handeln im Arbeitsalltag
für den Erfolg von Unternehmen zentral sind. Analog zur Bedeutung von
Integrität wird Glaubwürdigkeit als wichtigste Handlungseinstellung
genannt: Über 77 Prozent der Befragten halten glaubwürdiges Handeln
für unerlässlich, um langfristig erfolgreich zu wirtschaften; bei
Frauen ist dieser Anteil sogar noch höher. Zuverlässigkeit liegt mit
einem Anteil von 66 Prozent für die Einstufung "sehr hoch" auf Platz
zwei der Rangliste. Mit großem Abstand an dritter Stelle folgt
Ehrlichkeit: Sie wird nur von 49 Prozent der Befragten als sehr
relevant eingestuft, mehr als 13 Prozent halten ehrliches Handeln für
den langfristigen Unternehmenserfolg gar für unwichtig.
"Konsistent wertekonformes Verhalten, basierend auf Integrität und
Glaubwürdigkeit, ist heutzutage elementar wichtig und unerlässlich -
sowohl für die eigene Karriere als auch für den Erfolg der gesamten
Unternehmung. Das glauben, ausweislich der Ergebnisse unserer Studie,
immer mehr Führungskräfte in Deutschland, und sie fordern es im
Unterschied zu früheren Jahren auch immer stärker aktiv ein",
resümiert Sven Korndörffer, Vorsitzender des Vorstands der
Wertekommission. "Für die Unternehmen selbst ist das Herausforderung
und Chance zugleich: Herausforderung, weil die Führungskräfte hohe
Ansprüche an das Umfeld stellen, in dem sie ihren Platz sehen,
Chance, weil eine auf Werteorientierung basierende Unternehmenskultur
am besten geeignet ist, die wertebewussten Führungskräfte zu binden
und zu motivieren."
Wertekommission - Initiative Werte Bewusste Führung e.V.
Geschäftsstelle Bonn, Tel. 0228-2425941
Ãœber die Wertekommission
Seit ihrer Gründung im Jahr 2004 ist der Begriff "Wertekommission"
zum Markenzeichen geworden. Der Untertitel "Initiative Werte Bewusste
Führung" macht das Anliegen des Vereins noch klarer: Die
Wertekommission, die auf dem ehrenamtlichen Engagement jüngerer
Führungskräfte aus verschiedenen deutschen Unternehmen basiert, tritt
dafür ein, dass sich Werte als Grundlage modernen Managements und
erfolgreicher Führung durchsetzen. Die von der Wertekommission
definierten sechs Kernwerte sind Nachhaltigkeit, Integrität,
Vertrauen, Verantwortung, Mut und Respekt. Sie wurden auf
mittlerweile 33 so genannten Werteforen intensiv diskutiert und
geschärft, neu gefasst und wieder überarbeitet. Die sechs Kernwerte
bilden die Grundlage der Arbeit der Wertekommission, die neben den
Werteforen Führungskräftebefragungen initiiert und Bücher zum Thema
Werteorientierung publiziert, zuletzt "Ihre Werte, bitte!", erschien
2010 bei Gabler und liegt inzwischen in 2., erweiterter Auflage vor.
Weitere Informationen finden Sie unter www.wertekommission.de
Pressekontakt:
Sven Korndörffer, Tel. 0172-291 3333 (Vorstandsvorsitzender
Wertekommission)
Kai Hattendorf, Tel. 0171-5441198
(Vorstandsmitglied Wertekommission)