(ots) - "Wildnis vor der eigenen Haustür": Naturerbe für
die Zukunft bewahrt
Für den Schutz des nationalen Naturerbes in Deutschland ist heute
im Elbzollhaus in Dessau-Roßlau ein weiterer Meilenstein gesetzt
worden. Mit ihren Unterschriften besiegelten Bundesumweltminister
Peter Altmaier, das Vorstandsmitglied der Bundesanstalt für
Immobilienaufgaben (BImA), Axel Kunze, und der Vorsitzende des
Kuratoriums der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Hubert
Weinzierl, den unentgeltlichen Ãœbertrag weiterer 16.000 Hektar
wertvoller Naturschutzflächen vom Bund auf die DBU. Mit insgesamt
62.000 Hektar hält die größte Umweltstiftung der Welt damit auf 49
Einzelflächen rund die Hälfte der insgesamt 125.000 Hektar des
"Nationalen Naturerbes", das der Bund in zwei Wellen langfristig für
den Naturschutz sichern, nicht aber privaten oder wirtschaftlichen
Interessen opfern wollte. Altmaier: "Weitsichtige Menschen haben
einen Zug auf die Schiene gesetzt. Und dieser Zug kommt an."
Der Bundesumweltminister betonte unweit der Elbe, die über
Jahrzehnte als Symbol dafür gestanden habe, was fehlende
Umweltpolitik ausmache, dass es in Deutschland lange einen Hang zur
Kultur-, nicht zur Naturlandschaft gegeben habe. Erst in den letzten
Jahrzehnten sei die Bereitschaft gewachsen, die Natur wieder sich
selbst zu überlassen. Mit der Freigabe der 125.000 Hektar durch den
Bund sei etwas Historisches geschaffen worden, "weil es tendenziell
für die Ewigkeit gemacht ist", so Altmaier. Benötigt würden in
Deutschland Wildnisflächen, auf denen sich die Natur selbst
überlassen bleibe, "Wildnis vor der eigenen Haustür". Das biete
Chancen für einen nachhaltigen Tourismus, grenze aber auch eine
gewisse wirtschaftliche Waldnutzung nicht aus. Wenn heute der
Rahmenvertrag für die Übernahme weiterer 16.000 Hektar
Naturerbeflächen durch die DBU unterzeichnet werde, werde damit auch
die beharrliche Arbeit der daran beteiligten Menschen gewürdigt.
Altmaier: "Die Mühen haben sich gelohnt. Das nationale Naturerbe wird
für die Zukunft bewahrt."
In Sachsen-Anhalt sorge die DBU seit Ãœbernahme der ersten Tranche
auf neun Liegenschaften mit insgesamt 9.000 Hektar für die Sicherung
naturschutzfachlich bedeutsamer Flächenkomplexe wie der Glücksburger,
Oranienbaumer und Kühnauer Heide, sagte Landes-Umweltminister Dr.
Hermann Onko Aeikens. Mit der zweiten Tranche übernehme die Stiftung
mit Roßlau und dem Zeitzer Forst zwei weitere Flächen mit
zusätzlichen 2.500 Hektar und sichere sie langfristig für künftige
Generationen. Damit sei Sachsen-Anhalt - neben fünf anderen
Bundesländern - wieder gut vertreten. Sein Dank galt den
Bundesregierungen für die Freigabe der 125.000 Hektar
Naturerbeflächen, "eine großartige Geste, die Vertrauen in die
Partner setzt". Aeikens äußerte aber auch "großen Respekt und
Anerkennung für die Arbeit der DBU in Sachsen-Anhalt". Der
Landes-Umweltminister: "Die bisherige Zusammenarbeit war vorbildlich
und einzigartig. Sie sind uns ein guter Partner geworden."
BImA-Vorstand Kunze betonte, mit der Ãœbernahme der ersten Tranche
im Mai 2008 sei mit einem "mutigen Naturschutzprojekt" der Grundstein
für die dauerhafte Sicherung des nationalen Naturerbes gelegt worden.
Es sei aber auch ein Grundstein gewesen, auf dem eine
richtungsweisende Partnerschaft zwischen seinem Haus und der DBU
errichtet worden sei. Die Zusammenarbeit sei fruchtbar und
erfolgreich und motiviere für den weiteren Weg. Er wünschte der DBU
eine glückliche Hand dabei, "die Vielfalt der Natur für uns und
künftige Generationen zu bewahren".
Für die DBU betonte Kuratoriumsvorsitzender Hubert Weinzierl, in
Deutschland seien große Naturerbegebiete als Rückzugsorte für seltene
Tiere und Pflanzen notwendig. Insofern sei der heutige Tag für ihn in
seiner über 60-jährigen Naturschutzarbeit ein besonderer Tag.
Weinzierl lobte die Bundesregierungen, die sich nicht zum Verkauf der
Gebiete, sondern für ihren langfristigen Schutz entschieden hätten.
Das sei eine "Sternstunde der Natur- und Umweltpolitik in
Deutschland". Sein Dank galt aber auch allen anderen, die sich
engagiert für diese Lösung eingesetzt hätten. Weinzierl lobte die im
großen Konsens über Parteigrenzen hinweg getroffenen Entscheidungen.
Nun könne auf diesen Flächen endlich nichts passieren, die Natur der
Natur selbst überlassen bleiben. Menschen müsse der Zugang zur Natur
wieder ermöglicht werden, Natur- und Kulturerbe müssten wieder als
Einheit begriffen werden. Die Naturerbeflächen beinhalteten jetzt die
Chance, dass Menschen die Natur wieder im wahrsten Sinne des Wortes
begreifen könnten, ein riesiger Bedarf nach Umweltbildung gestillt
werden könne und sich auch für einen nachhaltigen Tourismus große
Chancen ergäben.
Seit Übernahme der ersten Tranche vor fünf Jahren habe die DBU
viele Erfolge verzeichnet, betonte DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h.
Fritz Brickwedde. Bis heute seien 8.000 Hektar DBU-Waldflächen aus
der Nutzung genommen worden. Durch die Übernahme der neuen Flächen
werde diese Zahl bald um weitere 4.000 Hektar erhöht. Im Offenland
sei die Qualität wertvoller Lebensräume gesteigert worden. Als
Beispiel nannte Brickwedde das Beweidungsprojekt mit Heckrindern und
Konikpferden in der Oranienbaumer Heide. Feuchtgebiete wie in der
Ueckermünder Heide (Mecklenburg-Vorpommern) seien wiedervernässt
worden. In der Umweltbildung sollten künftig weitere Projekte auf
geeigneten Flächen durchgeführt werden und die Menschen - vor allem
Kinder und Jugendliche - an die Natur herangeführt werden. Brickwedde
dankte allen Beteiligten, vor allem aber Hubert Weinzierl, der sich
in 60-jährigem ehrenamtlichen Engagement für diese Sache eingesetzt
habe, "ein rundes Lebenswerk, das heute einen besonderen Punkt
setzt".
Im Koalitionsvertrag hatten die Regierungsparteien 2005
festgelegt, dass die Bewahrung des nationalen Naturerbes eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe höchsten Ranges sei, bei der die
öffentliche Hand vorbildlich voranzugehen habe. Die Bundesregierung
wolle deshalb die im Eigentum des Bundes befindlichen hochwertigen
Naturschutzflächen langfristig für den Naturschutz sichern.
Gesamtstaatlich repräsentative Naturschutzflächen des Bundes
einschließlich der Flächen des "Grünen Bandes" sollten in einer
Größenordnung von bis zu 125.000 Hektar unentgeltlich in eine
Bundesstiftung - vorzugsweise die DBU - eingebracht oder an die
Länder übertragen werden. So waren 2008 bereits 33 Flächen mit 46.000
Hektar Land im Zuge eines ersten Rahmenvertrages der DBU Naturerbe
GmbH, einer gemeinnützigen Tochter der DBU, zugeschrieben worden:
ehemalige Truppenübungsplätze, Bergbaufolgelandschaften und Flächen
des "Grünen Bandes" der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, auf
denen sich über viele Jahrzehnte ein besonderer Artenreichtum
entwickeln konnte.
Hinweis an die Redaktionen: Details zu den 16 neuen
DBU-Naturerbe-Flächen, eine Chronologie des bisherigen Geschehens zur
Übernahme der Naturerbe-Flächen durch die DBU und Fotos nach
IPTC-Standard zur kostenfreien Veröffentlichung finden Sie unter
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