(ots) - Ganz gleich ob in Deutschland, Australien,
China oder Kanada - die gezielte Vergiftung von gefiederten
Beutegreifern mit ausgelegten Ködern ist weltweit auf dem Vormarsch
und stellt ein großes Problem für den Erhalt bedrohter Arten dar.
Auf Einladung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP)
und des Europarates tauschen Experten aus mehr als Ländern, darunter
auch Vertreter des Komitees gegen den Vogelmord, im Rahmen einer
internationalen Konferenz ab heute in Tunis (Tunesien) Erfahrungen
aus und suchen nach Möglichkeiten, wie diese Umweltverbrechen
effektiver bekämpft werden können.
Das global gesehen mit Abstand am häufigsten in ausgelegten Ködern
oder toten Greifvögeln nachgewiesene Gift ist Carbofuran, ein auch
für Menschen hoch gefährliches Insektizid, das in der EU seit Jahren
verboten ist aber in anderen Ländern weiterhin verwendet und verkauft
werden darf. "Carbofuran ist jedes Jahr für den Tod hunderttausender
Geier, Adler, Bussarde und anderer fleischfressender Vögel
verantwortlich", so der Biologe Axel Hirschfeld, der in Tunis für das
Komitee an der Konferenz teilnimmt. Allein in Deutschland, wo das
Komitee in Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen ein bundesweites
Monitoring durchführt, sterben jedes Jahr tausende Greifvögel an
Giftködern, die von Jägern oder Geflügelhaltern ausgelegt worden
sind.
So sind zum Beispiel in einem aktuellen Fall aus Unterfranken
zwischen März und April insgesamt 9 Rotmilane, 6 Füchse, 5
Mäusebussarde, 2 Steinmarder sowie ein Schwarzmilan mit
Carbofuran-Ködern vergiftet worden. Auch rund ein Dutzend Greifvögel,
die im April und Mai am Niederrhein sowie im Münsterland gefunden
wurden, sind nachweislich mit Carbofuran oder verwandten Giftstoffen
getötet worden. Insgesamt wurden in Deutschland seit Januar mehr als
50 Fälle registriert, bei denen Greifvögel Opfer illegaler
Verfolgungen wurden. Das Motiv ist fast immer Futterneid. "Die Täter
sehen in Greifvögeln unerwünschte Konkurrenz um Jagdbeute oder
Geflügelschädlinge", so Hirschfeld. Wie die Giftleger an das in
Deutschland verbotene Gift herangekommen sind, wird zur Zeit von der
Polizei ermittelt.
Aber auch in anderen Teilen der Welt richten Carbofuran und seine
Derivate großen Schaden an. Ein besonders trauriges Beispiel ist der
Schmutzgeier, dessen Bestände in Südeuropa vom Aussterben bedroht
sind: 94% aller in Spanien dokumentierten Verluste sind auf illegale
Giftköder zurückzuführen. Ebenfalls durch Vergiftungen bedroht sind
die Bestände von Weißkopfseeadlern und Steinadlern in Nordamerika
sowie zahlreichen Geier- und Adlerarten in Afrika und Asien. Auch
hier ist der Schutz von Hausgeflügel und jagdbaren Arten das
Hauptmotiv für die Vergiftungen.
Um die durch illegale Jagd und Giftköder verursachten weltweiten
Vogelverluste effektiv einzuschränken, haben die Teilnehmer der
UNO-Konferenz die betroffenen Staaten zu einer Null-Toleranz-Politik
gegenüber Giftlegern und Wilderern aufgerufen. Das Komitee gegen den
Vogelmord fordert zudem eine bessere Ãœberwachung des internationalen
Handels mit Insektiziden sowie ein weltweites Besitz- und
Produktionsverbot von Carbofuran, das trotz seiner massiven
umweltschädlichen Wirkung bis heute noch in zahlreichen Ländern,
darunter die Schweiz, verkauft werden darf.
Hintergrundinformationen:
1.) "Effects of predator control and harvesting of birds using
poison-baits on migratory birds" - Papier zum gleichnamigen Workshop
von UNEP und CMS im Vorfeld zur Konferenz in Tunis
http://ots.de/KzvnL
2.) Greifvogelverfolgung in Deutschland - Zusammenfassung und
Fallsammlung http://ots.de/XiFma
Pressekontakt:
V.i.S.d.P.: Komitee gegen den Vogelmord e.V., Alexander Heyd, An der
Ziegelei 7, D-53127 Bonn, Email: presse(at)komitee.de,
Tel.: 0228 / 665521
Kontakt für weitere Informationen direkt aus Tunis: Axel Hirschfeld,
Telefon +49 2794803805