(ots) - Wir sind es den Kranken schuldig
Der Rückgang der Organspendebereitschaft nach der Aufdeckung der
Skandale an mehreren Kliniken muss wie ein Hohn auf diejenigen
wirken, deren Leben an einem orange-blauen Plastikkärtchen hängen
kann. Sie werden bestraft für etwas, das andere verbockt haben.
Hinzu kommt ein seit jeher bestehendes Problem: Bei der
Entscheidung, ob man einen Spenderausweis ausfüllt, konkurrieren
Faktoren wie (Irr-)Glaube, Nächstenliebe und Auseinandersetzung mit
dem eigenen Tod Darüber denkt man nicht mal eben zwischen Tatort und
Zähneputzen nach.
Dennoch: Ein Verdrängen hilft niemandem. Auch den Angehörigen
nicht, die am Sterbebett gewiss andere Sorgen haben, als den
potenziellen Wunsch eines Familienmitglieds zu erahnen. Deshalb ist
es richtig, dass seit Kurzem jeder Bürger Post von den Krankenkassen
erhält, mit der Bitte, sich und allen anderen diese Frage zu
beantworten.
Mehr Druck auf die Bürger sollte es aus dieser Richtung aber nicht
geben. Niemand darf zur Spende verpflichtet werden. Es sollte sich
aber jeder verpflichtet fühlen, ausgiebig über seine Einstellung
nachzudenken und entsprechend zu handeln. Das sind wir den Kranken
schuldig.
Hauke Petersen
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207