(ots) - Wie ein Brandbeschleuniger
Es sind schockierende Zahlen, die den Blick der Öffentlichkeit auf
den Dauerkrisenherd Irak lenken: Allein im Mai forderte die Welle der
Gewalt mehr als 1000 Menschenleben. Derzeit sieht es nicht danach
aus, als würde sich der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten so
bald entschärfen, im Gegenteil. Befeuert wird der ewige Streit
zwischen den Anhängern der beiden islamischen Glaubensrichtungen
durch den Krieg in Syrien, in dem die Fronten zunehmend entlang
religiöser Trennlinien verlaufen. So instabil, wie der Irak seit der
US-Invasion vor zehn Jahren und dem Abzug der Besatzer vor eineinhalb
Jahren ist, wirkt der Bürgerkrieg im Nachbarland wie ein
Brandbeschleuniger.
Hinzu kommt, dass mit Ministerpräsident Nuri al-Maliki wahrlich
kein Mann des Ausgleichs die irakischen Regierungsgeschäfte führt.
Der Schiit vertieft vielmehr die Gräben zwischen den religiösen
Strömungen, indem er systematisch versucht, die Macht in seinen
Händen zu vereinen und Führungspositionen mit Schiiten zu besetzen.
Dieses fahrlässige Verhalten ist Wasser auf die Mühlen von Al-Kaida
und anderen sunnitischen Extremisten. Der Irak steuert geradewegs in
einen blutigen Bürgerkrieg unabsehbaren Ausmaßes, sollte Bagdad den
berechtigten Forderungen der sunnitischen Opposition nicht
nachkommen, sie am politischen System zu beteiligen. Das könnte dem
krisengebeutelten Land vielleicht eine Katastrophe ersparen.
Franziska Kückmann
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