(ots) - Mehr als Katastrophentourismus
Das Wasser geht, die Politiker kommen: Eine wahre Flut von
Regierungsvertretern hat sich in den vergangenen Tagen ein Bild von
den verheerenden Auswirkungen des Hochwassers gemacht. Gestern der
Höhepunkt mit der Rundreise von Kanzlerin Angela Merkel. Politischer
Katastrophentourismus im Wahljahr oder Pflichtaufgabe eines
Regierungschefs? Seit der Bundestagswahl 2002 ist die Antwort
eindeutig.
Damals nämlich gewann Gerhard Schröder die Wahl nicht etwa
deswegen, weil er in Gummistiefeln eine gute Figur gemacht hat. Nein,
sein Herausforderer Edmund Stoiber hatte schlichtweg nicht
verstanden, welche Erwartungshaltung Bürger an einen
Regierungsvertreter haben: die Solidarität der gesamten Bevölkerung
mit den Opfern zum Ausdruck zu bringen - nicht ausschließlich durch
Worte, sondern auch durch Anwesenheit. Zur Erinnerung: Stoiber war
damals nicht nur Kanzlerkandidat. Er war auch bayerischer
Ministerpräsident. Und als solcher hätte er seinen
hochwassergeplagten Landsleuten beistehen müssen. Stattdessen blieb
er im Urlaub. Ein verheerendes Signal.
Die Situation 2013 ist nicht vergleichbar. Denn
Merkel-Herausforderer Peer Steinbrück hat kein solches Amt inne,
repräsentiert somit auch niemanden außer sich selbst. Er ist nur
Kandidat. Als solcher tut er gut daran, sich auf tröstende Worte aus
der Ferne zu beschränken. Und ansonsten dem Katastrophengebiet
fernzubleiben.
Dirk Fisser
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