(ots) - Unerbittliche Linie
Sorgenvoll beobachten vor allem westliche Staaten die anhaltenden
gewaltsamen Zusammenstöße von Demonstranten und Polizisten in
türkischen Großstädten. Vieles steht auf dem Spiel: Schließlich hegen
Nationen wie Deutschland und die USA die Hoffnung, dass der
Brückenkopf zwischen europäischer und asiatischer Kontinentalplatte
eines nicht allzu fernen Tages vorbildlich zwischen christlicher und
muslimischer Welt moderiert.
Die zentrale Figur bei einer möglichen Befriedung des Protests
quer durch alle Schichten ist Recep Tayyip Erdogan. Viele Bürger
wollen sich von ihm nicht in ihrem Lebensstil bevormunden lassen und
leisten Widerstand gegen den Angriff auf persönliche Freiheitsrechte.
Der konservative Ministerpräsident müsste nun mäßigend auf die
wütenden Massen einwirken, mit ausgestreckter Hand auf die
Demonstranten zugehen - und nicht selbstherrlich und unerbittlich
seine islamische Linie in der Gesellschaftspolitik durchziehen. Dem
Regierungschef fällt nichts Klügeres ein, als verbal aufzurüsten. Es
steht zu bezweifeln, ob er geistig noch auf der Höhe ist: Erdogan
sieht ausländische Terroristen am Werk.
Im Arabischen Frühling schwang Erdogan große Reden für Demokratie,
Gerechtigkeit und Sicherheit. Im Moment verhält sich der "Sultan von
Ankara" wie jemand, den ein Eintreten für Menschen- und Bürgerrechte
nicht sonderlich interessiert.
Robin Fehrenbach
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