(ots) - Sieben von zehn deutschen Managern konstatieren
mangelnde Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Schwellenländern /
Verbesserte regulatorische Vorgaben und weitere
Produktivitätssteigerungen als Schlüssel zum Turnaround
Die Ankündigung der Europäischen Zentralbank, unbegrenzt Anleihen
der Krisenländer anzukaufen, hat zwar die Finanzmärkte, nicht aber
die europäischen Wirtschaftslenker beruhigt: Im Gegenteil: Von diesen
zeigen sich aktuell 61% über die ökonomische Situation der Eurozone
besorgt und fordern von den politischen Entscheidern ein schnelles
und vor allem konsequenteres Handeln, um strukturelle Lösungen für
das anhaltende Krisenszenario zu finden. 88% aller weltweit befragten
Manager sehen den Schlüssel dazu in weiteren
Produktivitätssteigerungen in den EU-Mitgliedsstaaten. Als deutlich
weniger pessimistisch erweisen sich die deutschen Führungskräfte. Von
diesen erkennen 40% in der derzeitigen Eurokrise ernsthaften Anlass
zur Besorgnis. 56% äußern dagegen sogar Zuversicht für den derzeit
schwächelnden Wirtschaftsraum. Weitgehend einig sind sich die
europäischen und die deutschen Entscheider über die guten
langfristigen Perspektiven der EU für wirtschaftlichen Wohlstand und
weltweiten politischen Einfluss: So sind sich 46% der befragten
Deutschen sicher, dass die Eurozone im Jahr 2030 wirtschaftlich und
politisch noch immer in der gleichen Liga spielen wird wie die USA
und China. 32% sehen die EU dann immerhin auf Augenhöhe mit
Wirtschaftsmächten wie Japan, Indien, Brasilien oder Russland. Das
sind die zentralen Ergebnisse der Studie "Revitalising the European
Dream 2013 - Growing Europe: The Competitiveness Imperative".
Für diese hat die internationale Strategieberatung Booz & Company
zusammen mit der Business School INSEAD 1.422 Manager der weltweit
führenden Unternehmen - darunter 139 aus Deutschland - nach ihrer
Einschätzung der aktuellen wirtschaftspolitischen Situation in Europa
und möglichen Wegen aus der Währungs- und Finanzkrise befragt. Die
Studie wurde heute in Brüssel im Rahmen der Konferenz "The State of
the European Union" vorgestellt.
Wettbewerbsfähiger durch gesteigerte Produktivität
Demnach befürchten fast drei Viertel der befragten deutschen
Wirtschaftslenker, dass sich das aktuell schwache Wachstum im
Euroraum zu einem länger anhaltenden Trend verfestigen könnte. Denn
für sieben von zehn deutschen Managern klafft bei der
Wettbewerbsfähigkeit eine deutliche Lücke zwischen der EU und
wachstumsstarken Wirtschaftsräumen wie beispielsweise den
BRIC-Staaten. "Wachstum wird derzeit in fast allen Industrien vor
allem in Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien generiert.
Um wieder aufschließen zu können, sollten die politischen Entscheider
der alten Welt ihr Hauptaugenmerk auf verbesserte regulatorische
Vorgaben für Produktivitätssteigerungen legen", kommentiert Per-Ola
Karlsson, Senior Vice-President von Booz & Company die Studie.
"Insgesamt sehen wir einen hohen Grad an Ungeduld. Die Wirtschaft
fordert von der EU, endlich die politischen und sozialen Maßnahmen
zu ergreifen, die die Eurozone zurück auf den Wachstumspfad bringen.
Dabei sollte es nach den langen Jahren der Krise keine heiligen Kühe
mehr geben."
EU-Regulierung und mangelnde Innovationskultur bremsen den
Euroraum
Ein weiteres klares Votum der befragten deutschen Entscheider: 71%
sehen in der exzessiven EU-Regulierung einen wichtigen Hemmschuh auf
dem Weg zu Produktivitätssteigerungen. Die vergleichsweise hohen
Arbeitslöhne sind für 61% ein gravierender Wettbewerbsnachteil. 58%
vermissen im europäischen Raum einen ausgeprägten Gründergeist. "Eine
staatlich geförderte und von den Unternehmen gelebte
Innovationskultur ist ein zentraler Erfolgsfaktor für die
Wettbewerbsfähigkeit Europas. Diese lässt sich sowohl durch
steuerliche Anreize für Investitionen in Forschung und Entwicklung
als auch durch einen pragmatischeren Brückenschlag zwischen
Hochschule und Wirtschaft bewerkstelligen", so Dr. Klaus-Peter
Gushurst, Sprecher der Geschäftsführung im deutschsprachigen Raum von
Booz & Company. "Nicht zuletzt sollte die EU die regulatorischen
Vorgaben in Bezug auf Patente und intellektuelles Kapital
harmonisieren."
Zudem wird die dramatische Jugendarbeitslosigkeit vor allem in
Südeuropa zunehmend als strukturelle als auch politische Bedrohung
für den Wirtschaftsstandort wahrgenommen. "Um eine verlorene
Generation mit hervorragender Ausbildung, aber ohne jegliche
berufliche Perspektive zu verhindern, sind auf der mikroökonomischen
Ebene gezielte Initiativen der Unternehmen notwendig. Neben dem jetzt
von der Europäischen Investitionsbank aufgelegten Programm, das
jährlich die Vergabe von Krediten in Höhe von 70 Mrd. Euro an
Unternehmen mit der Schaffung von Ausbildungsplätzen koppelt, sind
darüber hinaus steuerliche Anreize für die Aus- und Fortbildung sowie
die Schaffung von Arbeitsplätzen für Berufseinsteiger
volkswirtschaftlich sinnvoll", fordert Gushurst.
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