(ots) - Überfällige Debatte
Es ist schon erstaunlich, welch große Probleme sich aufstauen
können, ohne dass eine politische Partei aktiv wird. 250 000
Mietwohnungen fehlen zurzeit in Groß- und Universitätsstädten, so der
Mieterbund. Konsequenzen sind überfällig. Allein: Es musste erst
wieder ein Bundestagswahlkampf beginnen, damit die Sorgen der Mieter
intensiv diskutiert werden.
Nun überschlagen sich die Parteien plötzlich mit mehr oder weniger
geeigneten Vorschlägen. Neuester Hit: sogenannte Mietpreisbremsen.
Sie sollen übermäßige Steigerungen verhindern. Das mag im Einzelfall
sinnvoll sein, um Auswüchse zu stoppen. Einen Königsweg stellt diese
Lösung aber nicht dar. Denn klar ist: Allzu scharfe Grenzwerte
könnten Investoren verschrecken, obwohl eigentlich mehr Geld in den
Wohnungsbau fließen muss. Sinnvoll erscheint deshalb ein Mix
verschiedener Maßnahmen, zu denen unter anderem steuerliche Anreize
gehören sollten. Zudem spricht viel für eine Wiederbelebung des
sozialen Wohnungsbaus, damit es auch für Haushalte mit niedrigen
Einkommen genügend bezahlbaren Wohnraum gibt.
Im Übrigen müssen Politiker und Unternehmer ihren Blick für die
Realitäten deutlich schärfen. Von der Dynamik am Wohnungsmarkt sind
viele überrascht worden. So haben sie die wachsende Anziehungskraft
der Städte und den Trend zu Single-Haushalten stark unterschätzt.
Solche Fehler dürfen sich nicht wiederholen.
Uwe Westdörp
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