(ots) - Stets sind wir von irgendeiner Form von Geld umgeben.
Menschen sprechen über Einkommen, Umsatz und Kosten, vergleichen
Preise und bewerten mittels Geld Produkte, Dienstleistungen und
Menschen. Viele Stunden unserer Lebenszeit sind dem Geld gewidmet:
Wir arbeiten dafür, kalkulieren, kaufen und investieren damit. In
Werbung und Politik dreht sich vieles darum, Geld auszugeben, zu
schulden und zu sparen.
Sehen wir uns einmal an, was die Menschen über Geld wissen: Mit
den Krisen der letzten Jahre überhäufen uns die Medien mit
Information über Geld und Banken, die für Laien ebenso wie für
Wirtschaftsfachleute unverständlich scheinen. Da zudem alles recht
kompliziert und teilweise widersprüchlich klingt, wollen sich viele
Menschen gar nicht damit beschäftigen.
Erkennen wir die Zeichen: ExpertInnen äußern, dass auch
Ersparnisse unter 100.000 Euro zur Bankenrettung verwendet werden
könnten und ein kompletter Zusammenbruch von Geld- und
Wirtschaftssystem jederzeit möglich sei. Es ist also sinnvoll, sich
rechtzeitig Geldwissen anzueignen. Im Fall des Worst-Case-Szenarios,
in dem der Geldstoff ausgeht, wäre man somit weniger überrascht und
bliebe handlungsfähig. Im Folgenden Informationen zur Geldproduktion,
Zinseszins, Schulden, Fehler im Geldsystem und anschließend eine
Alternative.
Zwtl.: Woraus der Geldstoff besteht und wer das Geld produziert
Auf die Frage, wer Geld produziert - in der Fachsprache Geld
"schöpft" - antwortet die überwiegende Mehrheit: "Die Zentralbank".
In einer aktuellen Studie aus Deutschland waren 80 % der Befragten
dieser Meinung. Das ist der erste Irrtum. Nur Münzen und Geldscheine
werden von den Zentralbanken in Umlauf gebracht - diese machen nur
rund 10% der Geldmenge aus. Die anderen 90 % existieren nur als
Zahlen im Computer, als Giral- oder Buchgeld. Während in der Eurozone
im Februar 2013 die zirkulierenden Münzen und Scheine 863 Mrd. Euro
ausmachten, lag die Summe des Giralgeldes bei 8.944 Mrd. Euro. Das
meiste Geld wird von privaten, gewinnorientierten Banken geschaffen
und verteilt, indem Kredite vergeben werden. "Giro" heißt übrigens
auf Italienisch "Rundreise".
Zwtl.: Wie das Buchgeld produziert wird
Konkret produzieren Banken bei der Vergabe eines Kredits auf
Knopfdruck - aus dem Nichts - Buchgeld. Wird der Kredit ordnungsgemäß
zurückgezahlt, wird dieses Geld wieder vernichtet. Geld entsteht also
durch Schuld, man nennt unser Geldsystem daher auch
"Schuldgeldsystem". Sollen Schulden weniger werden, müssen
automatisch auch Guthaben weniger werden.
Zwtl.: Giralgeld ist kein gesetzliches Zahlungsmittel
Allerdings wird Buchgeld "wie gesetzliche Zahlungsmittel"
akzeptiert und verwendet. Ein Guthaben stellt eine Forderung auf
Bargeld dar. SparerInnen geben quasi durch die Einlage ihrer Bank
einen Kredit - sie sind GläubigerInnen der Bank. Die Bank gibt dafür
keinerlei Sicherheiten und entscheidet selbst, was sie mit dem
jeweils erhaltenen Geld macht.
Zwtl.: Banken brauchen nur wenige Einlagen, um Kredite zu vergeben
Ein weiterer großer Irrtum liegt in der Meinung, Banken würden
Einlagen 1:1 als Kredite vergeben. In der Eurozone brauchen Banken
nur 1% der Spareinlagen als so genannte Mindestreserve bei der
Zentralbank in Bargeld zu halten. Zahlt jemand 1.000 Euro in bar auf
ein täglich fälliges Sparbuch dürfte, extrem kurzfristig betrachtet,
die Bank jetzt in Summe 100.000 Euro Kredit vergeben. 99.000 Euro
sind also nur durch die Buchung entstanden. Mittelfristig müssen die
Banken natürlich auch auf ihre Eigenkapitalquoten achten. Wobei auch
bei einer Eigenkapitalquote von 10%, es bedeutet, dass die Bank das
Zehnfache an Buchgeld schöpfen kann. In der Fachsprache wird das
multiple Geldschöpfung genannt.
Zwtl.: Wenn alle Menschen ihr Geld von der Bank abheben
Bei den beschriebenen Mengenverhältnissen können wir uns leicht
vorstellen, dass nicht einmal 5% der Einlagen abgehoben werden
können. Die Bank hat das Geld nicht. Diese gefürchtete Situation wird
in der Fachsprache "Bank-run" genannt. Bei größeren Geldkrisen wird
das Geldabheben gesetzlich stark eingeschränkt. D.h. solange das
Geldsystem funktioniert, kann einE einzelneR SparerIn jederzeit über
sein/ihr Geld verfügen, in Geldnot-Zeiten nicht. Bricht das
Geldsystem zusammen, kann phasenweise auch die Versorgung mit
lebensnotwendigen Gütern versagen.
Zwtl.: Wenn Kredite nicht zurückgezahlt werden
Werden 100.000 Euro Kredit nicht zurückgezahlt, erhält die Bank
z.B. bei einer privaten Hausbau-Hypothek das Haus samt Grundstück.
Bei Unternehmen haften die GeschäftsführerInnen meist mit ihrem
Privatvermögen. Hat die Bank allerdings Kredite an SpekulantInnen
vergeben, erhält sie wertlose Papiere. Hat die Bank einem Staat
Kredit gegeben, wird z.B. Staatseigentum privatisiert und Druck
gemacht, auch sozial absolut notwendige Staatsausgaben zu senken oder
die Steuern zu erhöhen. Medien berichten manchmal, dass die Banken
für die Staaten ungehemmt Geld drucken. Wird das Buchgeld nicht durch
Rückzahlung an die Bank wie vorgesehen vernichtet, existiert dieser
Geldbetrag zuviel im System. Dadurch erhöht sich die Inflation, alles
wird teurer und im Extremfall wird das Geld entwertet. Für 1.000 Euro
bekommt man dann beispielsweise nur mehr drei Semmeln. Weder Münzen
noch Banknoten haben, im Gegensatz zu früher, einen Eigenwert (z.B.
Silbermünzen) und sind nicht durch Gold gedeckt (früher der Dollar).
Zwtl.: Wo die Zinsen geschaffen werden
Im Einzelfall wissen wir, dass Private oder Unternehmen arbeiten,
um Kredit plus Zinsen zurückzuzahlen. Bezogen auf das ganze
Geldsystem stellt sich die Frage, wo das Geld für die Zinsen
produziert wurde: Nirgends, nicht einmal als Buchung in einem
Computer. Stellen wir uns ein vereinfachtes Modell vor, in dem wir
auf einer Insel mit einer Bank und zehn Unternehmen ein Geldsystem
aufbauen. Die Bank gibt jedem Unternehmen für ein Jahr 10 Euro
Kredit, mit einem Zinssatz von 10%. Nach einem Jahr muss also jedes
Unternehmen 11 Euro zurückzahlen. Da auf der Insel derzeit nur 100
Euro existieren, wird mindestens ein Unternehmen Konkurs machen! Die
Bank hat in Summe 10 Euro Zinsen erwirtschaftet, sonst hat niemand
mehr als vorher. Das ist eine Erklärung, warum wir dauernd in
Wettbewerb stehen. Selbständige, KMU und auch ArbeitnehmerInnen
spüren diesen Druck, der einfach durch den beschriebenen Systemfehler
entsteht. Erlauben wir dem System eine laufende Geldvermehrung,
werden die Unternehmen einen neuen Kredit aufnehmen, um die Zinsen
des alten Kredits zu decken. Die Bank schöpft neues Geld, wofür
wieder Zinsen gezahlt werden muss. Die Wirtschaft muss sich ständig
mehr verschulden: www.geldstoff.at/bilder/zinsproduktion
Zwtl.: Zeit ist Geld
Jedoch nur für Menschen, die Geld haben und dieses anlegen. Je
länger, desto mehr. Der Grund dafür ist der Zinseszins. Bei einer
Investition von 1.000 Euro und einer Ausschüttung von jährlich 5 %
Zinsen hat man nach 70 Jahren in Summe 3.500 Euro Zinsen bekommen.
Werden die Zinsen jedoch auf der Bank gelassen, so erhält man ab dem
zweiten Jahr auch Zinsen von den Zinsen. Das macht nach 70 Jahren
29.426 Euro an Zinsen. Wäre der Zinssatz 10% gewesen, so hätte man
lediglich mit Zinsen 7.000 Euro, mit Zinseszins jedoch 789.000 Euro
verdient - wir sprechen von exponentiellem Wachstum. Das Argument,
"hart erarbeitetes Geld muss etwas abwerfen", - klingt über einen
langen Zeitraum betrachtet - absurd. In diesem Systemfehler liegt
auch der Grund warum wir immer Wachstum benötigen. Achten wir darauf,
wie das jetzige Wirtschaftssystem Menschen, Tieren und unseren
Lebensgrundlagen schadet. Die Grafik zeigt,dass zunächst alles recht
lang gut geht, die Zinsen am Ende jedoch unvorstellbar rasch und hoch
anwachsen. Derzeit sind wir am Ende einer solchen Phase.
www.geldstoff.at/bilder/zinseszins
Zwtl.: Ohne Kredit muss man auch Zinsen zahlen
Auch wer schuldenfrei lebt, zahlt mit den Preisen für Waren und
Dienstleistungen "versteckte" Zinsen, da fast alle Unternehmen Zinsen
für Kredite zahlen. Selbständige bei den Betriebs- und Privatausgaben
"versteckte" Zinsen. Das macht, nach Schätzungen von ExpertenInnen,
rund 30-40% der Preise aus. Zusätzlich zahlen wir mit unseren Steuern
auch die Zinsen für die Staatsschulden, in Österreich ca. 8 Mrd. Euro
jährlich. In einem zinslosen System würden sich die privaten
jährlichen Pro-Kopf-Ausgaben von rund 22.000 Euro um 6.000 - 8.000
Euro reduzieren. Man würde rund 500.000 Euro auf der hohen Kante
benötigen, um mehr Zinsen zu lukrieren, als man zahlt. Für die
Mehrheit der Menschen, die keine solchen Ersparnisse haben, wäre es
also besser, auf die wenigen Zinsen auf dem Sparbuch zu verzichten.
www.geldstoff.at/bilder/versteckte-zinsen
Zwtl.: Das weitere Funktionieren des Geldsystems ist unsicher
Wie lange es noch gutgehen wird, kann niemand sagen. Die
beschriebenen und andere Fehler im Geldsystem führten zwischen 1970
und 2010 zu insgesamt 425 Finanzkrisen, die Mitgliedstaaten des
Internationalen Währungsfonds betrafen. 145 Bankenkrisen, 208
Währungskrisen und 72 Staatsschuldenkrisen. Geht man beim Geldthema
in die Tiefe ist alles noch viel komplizierter. Dabei wäre die
Durchschaubarkeit Voraussetzung, dass PolitikerInnen die richtigen
Entscheidungen treffen können. Hören wir in uns hinein, so empfinden
wir diese Fakten möglicherweise als erdrückend. Es scheint, als wären
wir in einem Auto mit defekten Bremsen auf rasender Talfahrt
unterwegs. Statt den/die FahrerIn zu beschuldigen, schlecht zu
fahren, könnten wir ein besseres Auto entwickeln.
Das Gute ist, dass unser Geldsystem von Menschen konstruiert wird,
d.h. wir können die Spielregeln jederzeit ändern. Erkennen wir die
Zeichen, dass es sich statt einer vorübergehenden Krise um einen
längst überfälligen Wandel handelt. Solange die Fahrt in die
eingeschlagene Richtung weiter geht und jederzeit abrupt enden kann,
macht es Sinn, Unternehmen und BürgerInnen dazu zu ermuntern, in Ruhe
die individuellen Handlungsoptionen durchzuspielen. Gleichzeitig
können wir uns mit Alternativen für das Gesamtsystem beschäftigen,
die ein Umdenken verlangen. Wir schaffen das, schließlich konnten wir
auch akzeptieren, dass die Erde - statt einer Scheibe - eine Kugel
ist.
Geld ist systemrelevant und funktioniert nur, solange die Menschen
dem Wert des Geldes vertrauen. Ist das Vertrauen weg, so bricht das
System zusammen! Erneuern wir das Geldsystem mit der Vorgabe,
unabhängig von persönlichen Einschätzungen zu funktionieren. Wir
haben eine Wasserversorgung, die unabhängig davon funktioniert, ob
wir dem Wasserwerk samt BeamtInnen vertrauen oder nicht.
Naturkatastrophen können selbstverständlich Versorgungsprobleme
schaffen. Vielleicht ist das Wahljahr 2013 der richtige Zeitpunkt,
sowohl Vermögende als auch unsere RepräsentantInnen für das Neue zu
gewinnen. ExpertenInnen haben Lösungen für das Gesamtsystem, sowie
für einzelne Aspekte entwickelt. Die folgenden ersten Maßnahmen wären
umsetzbar und auch am wirkungsvollsten:
Antrag: Das Wirtschaftsparlament möge beschließen, dass sich die
Wirtschaftskammer Wien dafür einsetzt, dass die folgende Alternative
zu unserem jetzigen Geldsystem umgesetzt wird:
- Die Geldschöpfung wird in öffentliche Hand gegeben. Buchgeld
wäre ebenso vollwertiges gesetzliches Zahlungsmittel. Diese
Möglichkeit entspricht derzeit der gängigen Meinung der Bevölkerung.
Der Vorteil wäre, dass der Staat für sich selbst das nötige Geld
produzieren und auf Zinsen sogar verzichten könnte. Dieser Ansatz ist
als Vollgeld bekannt. In der Schweiz wird eine Bürgerinitiative
vorbereitet, die nötigen Gesetze zu ändern (www.monetative.ch) und
selbst Experten des Internationalen Währungsfonds sind für eine
solche Lösung.
- Geschäftsbanken sollen künftig Geld von SparerInnen
entgegennehmen und Kredite an Private und Unternehmen vergeben.
Natürlich nach vorheriger Prüfung der Sinnhaftigkeit des Vorhabens,
nicht jedoch, um zu spekulieren. Es entspricht ohnedies der Meinung
vieler Menschen, dass Banken diese Mittlerfunktion zwischen
SparerInnen und KreditnehmerInnen innehaben. Benötigen Banken mehr
Geld, so können sie es von der Zentralbank leihen.
- Investmentbanken werden von Geschäftsbanken getrennt. So soll
verhindert werden, dass Spareinlagen in undurchschaubare
Spekulationen auf dem Finanzmarkt fließen. Hochriskante Spekulationen
dürfen ausschließlich mit dem eigenem Geld erfolgen - macht die
Investmentbank Konkurs, so haben alle SpekulantInnen ihr eingesetztes
Geld verloren.
- Die Zinsen so weit wie möglich reduzieren. Trennen wir uns von
unserem Anspruch, Geld müsse arbeiten. Alle Haushaltsausgaben und
Betriebskosten können dadurch um 30-40% sinken.
- Vermehren von Komplementärwährungen, die die lokale und
regionale Wirtschaft fördern. Alternativ Geldsysteme werden in Aufbau
und Betrieb von öffentlicher Seite unterstützt. Beispiel für die
gelebte Praxis sind in Oberösterreich (www.wirgemeinsam.net) und
Vorarlberg (www.talentiert.at) zu finden.
Ein friedlicher Umschwung ist möglich, indem wir harmonische
Lösungen finden, die für alle Beteiligten vorteilhaft sind. Bleiben
wir verbunden mit allen Menschen, egal, ob sie vom bisherigen System
profitiert haben oder nicht. Seien wir versöhnlich eingestellt und
sparen wir uns Schuldzuweisungen gegenüber jenen, die durch ihre
Entscheidungen und Handlungen die Krisen verursacht haben. Ist das
neue System erst einmal auf Schiene gebracht, so haben wir genug
damit zu tun, Dinge, die für unsere Lebensgrundlagen schädlich waren,
in Ordnung zu bringen.
Es zählt die Gesellschaft, in der wir in Zukunft leben - in der
wir kooperieren, statt konkurrieren, in der wir persönlich wachsen,
statt permanent das Geld wachsen zu lassen. Statt Stress haben die
Menschen dann mehr Zeit für sich selbst und andere lieben Menschen.
Streben wir "ausreichend Geld" und mehr Zeitwohlstand an. Beginnen
wir jetzt, die vielen Dinge zu reduzieren, die uns weder glücklich
machen, noch dem Ganzen nützen. Eigenmacht ist die stärkste Macht,
wir selbst können schrittweise zum Umbau der Gesellschaft beitragen.
Als Privatperson, UnternehmerIn und InteressensvertreterIn. Es zeigt
sich Licht am Ende des Krisen-Tunnels.
Die Quellen und einige Hintergrundinformationen zum Thema gibt die
Antragstellerin auf www.geldstoff.at.
Mag. Martina Schubert
Der Antrag wurde am 6.6.2013 im Wirtschaftsparlament Wien
abgelehnt.
Aussenderin:
Mag. Martina Schubert, Unternehmensberaterin mit Schwerpunkt
Systemische Harmonieberatung, Autorin des Selbstlern-Programms
"Ausreichend verdienen im Ein-Personen-Unternehmen", Delegierte zum
Wirtschaftsparlament Wien, parteifrei auf einem Sitz der Grünen
Wirtschaft Wien, der Antrag wurde unabhängig von der Grünen
Wirtschaft ausgearbeitet.
Rückfragehinweis:
Mag. Martina Schubert
An der Unteren Alten Donau 91, Parz. 174
A-1220 Wien
Tel.: +43(0)664 164 10 84
mailto:buero(at)martina-schubert.at
www.martina-schubert.at
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