(ots) - Wenn so - wie gestern auf dem Taksim-Platz - das
Angebot des türkischen Premiers Erdogan zum Dialog aussieht, dann
darf man sich über den wachsenden Protest nicht wundern. Tränengas
und Gummigeschosse statt ausgestreckter Hand - Erdogan hat Macht
demonstriert, spricht von "Gesindel" und dem "Ende der Toleranz". Das
lässt nichts Gutes erwarten. Denn der Konflikt um ein Bau-Projekt im
Gezi-Park hat sich zu einem Aufstand gegen den autoritären
Führungsstil Erdogans entwickelt, zum Aufbegehren gegen die
islamisch-konservative Ideologie seiner Partei. Die furchtbaren
Bilder vom Taksim-Platz und die Selbstherrlichkeit des
Regierungschefs wecken Erinnerungen an den Beginn des Arabischen
Frühlings. Erdogan stand dabei stets auf der Seite der Menschen, die
für Demokratie auf die Straße gingen. Und nun? Nun steht er am
Scheideweg - und mit ihm die Türkei. Dort sitzen mehr Journalisten in
Haft als in China. Dort versucht der Premier jetzt, gegen die
sozialen Netzwerke vorzugehen, über die sich der Protest formiert.
Erdogan, der Wohlstand und Stabilität in die Türkei gebracht hat,
demontiert sich selbst.
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