(ots) - Hut ab vor so viel Basisdemokratie
Hallo, Piraten, schaut her, wie es geht. Was die Freibeuter der
Parlamente nur nölig ankündigten und trotz hoch dosierten
Laptop-Einsatzes nie wirklich hinbekommen haben, setzen die Grünen
um. Schon als überalterte, nur noch von Regierungsgelüsten gesteuerte
Machtpolitiker beschimpft, haben sich die Ökos tatsächlich noch
einmal neu erfunden. Erst bestimmten sie als erste Partei ihre
Spitzenkandidaten für die kommende Bundestagswahl durch eine
Befragung ihrer 61 000 Mitglieder, selbst um den Preis, dass die
Ikone Claudia Roth heftig demontiert wurde. Und nun lassen sich die
Grünen von der Basis die Inhalte des Wahlkampfs diktieren. Hut ab vor
so viel Basisdemokratie. Davon könnten andere Parteien lernen. Die
SPD zum Beispiel bestimmte in einer Dreierrunde ihren Spitzenmann.
Und die CDU bittet vor Formulierung des Wahlprogramms zwar die
Mitglieder ums Wort, aber eigentlich hat die Chefin schon die Ziele
vorgegeben.
Das Votum der Grünen-Mitglieder dürfte dem Spitzenkandidaten
Jürgen Trittin aber kaum gefallen. Die von ihm durchgefochtenen
Steuererhöhungen schon für Alleinverdiener, die mehr als 60 000 Euro
brutto im Jahr verdienen, wird in der Topliste der Basis nicht einmal
erwähnt. Das darf man getrost einen Rohrkrepierer nennen. Es könnte
böse enden für Trittin, der bei einem Wahlgewinn das Finanzressort
anpeilt. Sollte es im September nicht für Rot-Grün langen, wird er
wohl als Sündenbock dastehen.
Beate Tenfelde
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