(ots) - 1,5 Millionen Arbeitslose, die größte
Auswanderungswelle seit den Gastarbeiterjahren, steigende
Selbstmordzahlen, Auswanderung, Armenspeisungen und nationalistische
Tendenzen - zum Jahrestag der Parlamentswahl in Griechenland, bei der
das Land am Rande des Euro-Austritts stand, sendet SWR3 am kommenden
Montag, 17. Juni eine aktuelle Porträtreihe über krisengebeutelte
Griechen. Erste Beiträge laufen bereits am Wochenende in SWR3.
Bis zu 4.000 Essen geben Kirchengemeinden in Thessaloniki
mittlerweile aus. Auffällig: Heute bitten Menschen um Hilfe, die
früher die Armenspeisungen selbst finanziell unterstützt haben. Viele
Griechen führt der Weg zurück in die Unselbständigkeit, etwa
Diamantis Kryonidis. Der studierte Theologe und Jurist musste sein
Anwaltsbüro in die elterliche Wohnung verlegen. Seine Mandanten sind
verschuldet, kämpfen um die Auszahlung ihrer Gehälter. Andere wandern
aus und wenden sich an Jobvermittler wie Stavros Antoniou. Dieser zog
vor fünf Jahren von Remshalden nach Thessaloniki und vermittelt
seither hochqualifizierte griechische Arbeitskräfte wie Ingenieure
und IT-Spezialisten, zum Beispiel an mittelständische Firmen in
Schwaben. Mit Nebenjobs hält sich Lehrer Georgios Stoidis über
Wasser: Vier Tage à 14 Stunden bringen 15 Euro am Tag ein. Der
Familienvater hat sich für den Notfall gerüstet, hortet Geld, Benzin
und Lebensmittel, landwirtschaftliche Geräte und Waffen. Kein Geld,
keine Kinder - die Krise hat auch soziale Folgen, belastet
Partnerschaften. Wie das Ehepaar Dimitris und Sofia Dragoumis im Dorf
Kimeria, das sich bei einem Einkommen von 300 Euro Kinder nicht
leisten kann. Und nicht zuletzt schauen viele Griechen besorgt auf
politische Bewegungen wie die neonazistische Partei "Goldene
Morgenröte". Sie treten auf mit Hakenkreuz-ähnlichem Emblem und
Aktionen wie Essensausgaben und Blutspenden nur für Griechen. Die
Partei sitzt bereits im Parlament und findet immer mehr Zulauf, nicht
nur aus sozial schwachen Schichten.