(ots) - Es fehlt der Schwung
Hass, Liebe, Machtspiele und Einheitsschwüre, vor einem Jahr gab
es beim legendären Göttinger Bundesparteitag der Linken das ganz
große Kino. Der Ostdeutsche Gregor Gysi ließ allen Frust gegen die
Arroganz der Wessis heraus, und bereitete damit den Abgang Oskar
Lafontaines vor. Der hatte noch den pragmatischsten Linken, Dietmar
Bartsch, ins Aus geschossen und für seiner Gefährtin Sahra
Wagenknecht den Weg nach oben gebahnt. Angesichts dieser Dramatik
muss der aktuelle Parteikongress in Dresden geradezu langweilig
wirken.
Katja Kipping, die junge Bundestagsabgeordnete aus Sachsen und
seit einem Jahr amtierende Vorsitzende, hat viel für diesen
Burgfrieden getan. Vor der Bundestagswahl fleht sie darum, den ewigen
Knatsch und das Gezerre zwischen Ost und West zu lassen, öffentlich
jedenfalls. Dabei ist allerdings der Linken irgendwie der Schwung
abhandengekommen. Das liegt auch daran, dass die tüchtige Ost-Frau
Kipping mit dem West-Mann Bernd Riexinger einen Ko-Vorsitzenden hat,
der wie aus der Zeit gefallen wirkt. Mit veralteten Kampfparolen und
der Forderung nach maximaler Rundum-Versorgung ödet er nur an.
Schlecht auch, dass Lafontaine seiner Partei eine
Anti-Euro-Debatte aufgedrängt hat. Ob es der klugen Kipping auch
dieses Mal gelingt, den Druck herauszunehmen? Auf Lafontaines
Einsicht kommt es an. Wieder einmal.
Beate Tenfelde
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