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"Die zweite Chance" - BA und Thüringer Wirtschaftsministerium starten Modellprojekt für junge Erwachsene ohne Ausbildung in Ostthüringen

ID: 891905

(ots) - Eine gute Ausbildung minimiert das Risiko der
Arbeitslosigkeit. Ein Grund für die Bundesagentur für Arbeit (BA),
ihren Fokus auf junge Männer und Frauen zu richten, die keine oder
keine verwertbare Ausbildung haben. "Wir investieren in die
abschlussorientierte Qualifizierung von Menschen zwischen 25 und 35
Jahren, weil wir damit einerseits jungen Menschen eine berufliche
Perspektive eröffnen und andererseits die Wirtschaft mit den
Fachkräften versorgen können, die sie mittlerweile dringend braucht",
erklärt BA-Vorstand Raimund Becker die zweite Zielrichtung der
Strategie. Verantwortungsbewusste Sozial- und Arbeitsmarktpolitik
lasse sich so mit den Erfordernissen der Wirtschaft in Einklang
bringen.

"Das Thema Beschäftigung und Qualifizierung entscheidet über die
Zukunft unseres Landes", sagte Wirtschafts- und Arbeitsminister
Matthias Machnig heute zum Anliegen der Initiative. "Es geht darum,
alle Beschäftigungsreserven zu heben und jungen Leuten die Chance zu
geben, beruflich doch noch einmal durchzustarten." Er wies zugleich
darauf hin, dass man deshalb bereits im Vorjahr mit BA, Wirtschaft
und Gewerkschaften die Initiative "Thüringen braucht Dich" gestartet
habe, um junge Menschen ohne abgeschlossene oder auf dem Arbeitsmarkt
verwertbare Ausbildung im Rahmen einer zweiten Chance zu einem
qualifizierten Ausbildungsabschluss zu bringen.

Im Freistaat gibt es etwa 7.000 Arbeitslose und fast 10.000
beschäftigte junge Menschen zwischen 25 und 35 Jahren ohne
verwertbaren Berufsabschluss. "Diese Menschen haben noch über 30
Berufsjahre vor sich. Viele können sich zu den Fachkräften
entwickeln, die in vielen Branchen bereits jetzt gesucht werden. Es
lohnt sich also, in ihre Zukunft zu investieren und ihnen eine zweite
Chance zu geben", sagt der Chef der BA-Regionaldirektion
Sachsen-Anhalt-Thüringen Kay Senius.





Im Rahmen dieser Strategie starten BA und Freistaat Ende August in
Ostthüringen den Modellversuch "Abschlussorientierte Qualifizierung
mit Anreizsystem für unter 35-Jährige". Das Neue daran: Mit Hilfe von
Erfolgsprämien für das Erreichen von Zwischen- und Abschlussprüfungen
und Zuschüssen für zusätzliche Aufwendungen sollen die finanziellen
Hürden einer Qualifizierung gemildert und die Motivation, den
Abschluss zu machen, gesteigert werden. Denn in der Vergangenheit
zeigte sich, dass es für einige junge Erwachsene wegen geringer
Motivation und/oder finanziellen Problemen schwer ist, eine
Ausbildung oder Qualifizierung zu beginnen und erfolgreich zu Ende zu
bringen, etwa weil sie familiäre Verpflichtungen haben. Bis zu 180
junge Männer und Frauen - 120 aus dem Rechtskreis des SGB III, 60 aus
dem Rechtskreis des SGB II - sollen bei dem Projekt über zwei bzw.
drei Jahre eine Qualifizierung durchlaufen, die mit einem
Berufsabschluss endet.

Teilnehmer aus dem Rechtskreis des SGB III, die von den
Arbeitsagenturen in Ostthüringen betreut werden, erhalten
Erfolgsprämien von 1.000 bzw. bis zu 1.500 Euro für bestandene
Zwischen- bzw. Abschlussprüfungen. Außerdem haben die
Projektteilnehmer Anspruch auf eine monatliche Mehraufwandspauschale
in Höhe von 100 EUR, etwa für Berufskleidung. Finanziert wird das
Projekt zu jeweils 50 % von der Bundesagentur für Arbeit und dem
Freistaat Thüringen.

Die vorgesehenen 60 Teilnehmer aus dem Rechtskreis des SGB II, die
von den Jobcentern der Region betreut werden, haben einen Anspruch
auf 1.500 EUR bei bestandener Zwischen- und bis zu 2.000 EUR bei
bestandener Abschlussprüfung. Letztere wird nach Leistung gestaffelt.
Eine monatliche Mehraufwandspauschale ist hier nicht vorgesehen. Die
Erfolgsprämien von insgesamt rund 190.000 EUR werden aus
Landesmitteln des Freistaats Thüringen bereitgestellt.

Gefördert werden Berufsabschlüsse, die insbesondere zur Deckung
des Fachkräftebedarfs in den Branchen Metall, Elektro, Kunststoff,
Bau sowie Gesundheit und Pflege beitragen. Das auf zwei bzw. drei
Jahre angelegte Projekt wird von Wissenschaftlern des Instituts für
Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) begleitet und evaluiert.

"Wir müssen neue und unkonventionelle Wege gehen, um alle jungen
Menschen mitzunehmen und ihnen hier in Thüringen Perspektiven zu
eröffnen bzw. sie als Fachkräfte zu gewinnen", sagte
Wirtschaftsminister Machnig.

"Es wäre ein ermutigendes Zeichen, wenn solche konstruktiven und
zukunftsorientierten Projekte, wie das zwischen dem Freistaat
Thüringen und der BA aufgesetzte Modellprojekt, auch in anderen
Ländern Schule machen würden", fügte BA-Vorstand Raimund Becker
hinzu.



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Datum: 17.06.2013 - 09:47 Uhr
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