(ots) - Auch wenn Vergleiche wie stets schwierig sind: In
diesen Tagen, da im Land des Nato-Partners Türkei früher für
unvorstellbar gehaltene Szenen Angst und Schrecken verbreiten, hat
das Wort der Kanzlerin zum 17. Juni einen besonderen Klang. "All
jenen beistehen, deren Menschenrechte mit Füßen getreten werden",
lautet Merkels Appell. Kein Zweifel:Geschichte wiederholt sich, in
unterschiedlicher Schärfe und mit anderen Facetten, aber im Prinzip
eindeutig. Das Volk erhebt sich gegen Mächtige, die charakterlos oder
inkompetent sind, meist beides zusammen. In solchen Fällen ist das
Volk nicht nur legitimiert, sondern sogar verpflichtet, sich zu
erheben. Die Frage ist jeweils, ob das Volk den Mut dazu findet.
Nicht jeder ist zum Helden geboren. Nicht den Mut zu finden, ist
nicht zwingend Feigheit, manchmal aber doch. Und grotesk wurde es
immer dann, wenn manche Bürger der alten Bundesrepublik, die trotz
aller demokratischer Freiheiten nicht einmal klare
Meinungsbekundungen wagten, DDR-Bürgern die Frage stellten, warum
jene die Diktatur so lange ertrugen. 1953 in der DDR, 1956 in Ungarn
und 1968 in der CSSR wurden Volkserhebungen blutig niedergeschlagen.
Aber sie haben Grundsteine gelegt für die friedliche deutsche
Revolution von 1989. In deren Folge schafften sich die
kommunistischen Diktaturen in Europa zwar nicht gänzlich ab; doch
zumindest den Kalten Krieg, der das Ende der Menschheit hätte
bedeuten können, gibt es nicht mehr. Deshalb wäre es folgerichtig und
gerecht gewesen, den 17. Juni als deutschen Nationalfeiertag
beizubehalten. Dass dies im Zuge der Einheitseuphorie und mit einem
sehr künstlichen 3. Oktober anders entschieden wurde, ist verzeihlich
- aber änderungswürdig.
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