(ots) - Überfälliger Besuch
Dieser Besuch bot keine Ãœberraschungen. Aber er machte die
Komplexität der vielen Themen deutlich, die nicht national zu lösen
sind. Ob Internet-Ãœberwachung oder Drohnenkrieg, Konjunktur oder
Syrienfrage: Wer glaubt, dass die USA oder Europa eines dieser Felder
in eigener Regie bestimmen könnten, liegt verkehrt. Umso wichtiger,
dass das freundschaftliche Band zwischen beiden Machtblöcken nicht
weiter leidet. Barack Obamas Besuch in Berlin war daher überfällig.
Die atmosphärische Wirkung dürfte die realpolitische allerdings
übertreffen. Denn so herzlich die Visite in Teilen auch wirkte: Unter
dem Strich formulierten beide Seiten durchaus verschiedene Positionen
und bekräftigten zwar den Willen zur Zusammenarbeit - ohne aber nur
in einem konkreten Punkt Ãœbereinkunft zu erzielen.
Mehr Schein als Sein sind auch Obamas Worte aus seiner Rede vor
dem Brandenburger Tor. Atomare Abrüstung klingt ja gut, doch sagt
eine Reduzierung von Sprengköpfen wenig über Abschreckungswirkung und
Zerstörungskraft der Arsenale aus. Die Welt fünfmal zerstören zu
können ist wenig besser, als dies zehnmal tun zu können. Wenn
derselbe Zweck mit weniger Waffen erreicht werden kann, geht es also
eher darum, Kosten zu sparen als den Frieden zu fördern. Der
Präsident ist Pragmatiker und nicht Visionär, worüber viele
Redebezüge zum Thema Freiheit oder konstruiert wirkende Vergleiche
von Berlin und Birma nicht hinwegtäuschen konnten.
Burkhard Ewert
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