(ots) - Der verlorene Krieg
Der Afghanistan-Krieg droht für den Westen im Fiasko zu enden.
Erst kürzlich musste das deutsche Verteidigungsministerium einräumen,
dass sich im Norden des Krisenherdes die Sicherheitslage
verschlechtert hat. Dabei hatte die Bundesregierung das Gegenteil
behauptet, sogar von Fortschritten gesprochen, um den eingeleiteten
Truppenrückzug zu rechtfertigen.
Das geschönte Lagebild in Deutschland und anderen NATO-Ländern mag
man als Propaganda, Selbstbetrug oder Naivität bezeichnen. Wie
dramatisch die Gefechtslage tatsächlich ist, zeigt die Bereitschaft
der USA, mit den Radikalislamisten Friedensgespräche in Katar zu
führen. Es ist das erste Eingeständnis Washingtons seit den
Terroranschlägen vom 11. September 2001, den Krieg in Afghanistan
nicht mehr gewinnen zu können. Die militärische Stärke der Taliban
zwingt US-Präsident Barack Obama zum radikalen Richtungswechsel:
Statt die Extremisten als Terrorgruppe zu verfolgen, werden sie nun
von Obama als Gesprächspartner akzeptiert.
Bei den Verhandlungen geht es nicht um Frieden, Menschenrechte
oder Mädchenschulen, sondern um einen Waffenstillstand. Obama will
seine Truppen ohne Verluste heimholen. Dass Präsident Hamid Karsai
bei den Gesprächen gar keine Rolle mehr spielt, ist ein Affront. Er
lässt erahnen, wer die Herrscher am Hindukusch sein werden, wenn die
USA abgezogen sind - die Taliban.
Michael Clasen
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