(ots) - Am einfachsten wäre es, wenn jedes Land seine
Beutekunst zurückgeben würde. Dann wäre der Rechtslage Genüge getan,
aber die Idee ist naiv. Das Thema ist mit Blut und vielen Toten
verbunden, darunter auch solchen, die im KZ ermordet wurden. Wenn es
um geraubte Güter geht, ist deutsche Vergangenheit zusätzlich
belastet:"Arisierung jüdischen Eigentums" heißt das Kapitel. Generell
ist es lehrreich, sich den historischen Hintergrund vor Augen zu
halten: Hitler hat in deutschem Namen Polen, die Sowjetunion und
andere Länder überfallen. Nazi-Deutschland hat sich Beutekunst
einverleibt, die Alliierten haben es umgekehrt auch so gemacht. "Wer
unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein", sagt Jesus im
Johannes-Evangelium. Niemandem ist es verwehrt, das anzustreben, was
er für sein gutes Recht hält. Ob das Zufriedenheit und Rechtsfrieden
schafft, mag in jedem Einzelfall anders zu beurteilen sein. Es gibt
Zivilprozesse, die seit Jahrzehnten anhängig sind, und es gibt die
politische Ebene der Auseinandersetzung. Bei der spielt das heutige
Russland deshalb eine besondere Rolle, weil der Zweite Weltkrieg als
"Großer Vaterländischer Krieg" im Bewusstsein der Generationen ebenso
tief verankert ist wie die Enttäuschung darüber, diesen Krieg
letztlich - gefühlt - zumindest nicht gewonnen zu haben. Russland ist
keine Weltmacht mehr. Putin, einst KGB-Offizier in der DDR, kränkt
das. Er zieht alle Register, weiß aber, dass das Grenzen hat. Merkel
ist in der DDR aufgewachsen und im geeinten Deutschland politisch
sozialisiert, also zweifach gehärtet. Nicht einfach, aber bislang
wussten beide immer, wie weit sie gehen können.
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