(ots) -
- Kostengünstige Flüsterbremse europaweit zugelassen
- Die Umrüstung der Bestandswagen bei der Deutschen Bahn beginnt
- Bund fördert - Verkehrsunternehmen leisten ihren Beitrag
Auftakt für leisere Güterzüge in Deutschland: Mit der symbolischen
Umrüstung eines ersten Güterwagens von DB Schenker Rail auf die neu
zugelassene LL-Bremssohle haben das Bundesministerium für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), die Deutsche Bahn sowie der
internationale Eisenbahnverband UIC heute in Berlin den Startschuss
für die Umrüstung der DB-Güterwagen gegeben. Die LL-Sohle (Abkürzung
für "low noise, low friction" - wenig Lärm, niedriger Abrieb) sorgt
für glatte Laufflächen der Räder, wodurch das Vorbeifahrgeräusch von
Güterzügen um rund zehn Dezibel gemindert wird, was als Halbierung
des Lärms empfunden wird.
"Wir - die Deutsche Bahn und das Verkehrsministerium - haben uns
zum Ziel gesetzt, den Schienenlärm ausgehend vom Jahr 2000 bis 2020
zu halbieren. Mit der Zulassung der LL-Sohle ist ein Signal für die
sukzessive Umrüstung der DB-Güterwagen auf lärmmindernde Bremsen
gegeben. Wir hoffen, dass sich auch die anderen deutschen und
europäischen Wagenhalter und Bahnen anschließen, um zu einer
wirksamen Reduzierung des Schienenverkehrslärms zu kommen", erklärte
Dr. Rüdiger Grube, Vorstandvorsitzender der Deutschen Bahn, am Montag
in Berlin.
Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer: "Mit neuer Bremstechnik
fahren Güterzüge deutlich leiser. Diese Technik ist endlich
europaweit zugelassen. Es gibt keine Entschuldigung mehr für
Wagenhalter, ihre Flotte nicht zügig mit diesen Flüsterbremsen
auszustatten. Wir fördern die Umrüstung der Güterwagen bis 2020 mit
staatlichen Zuschüssen. Danach werden laute Züge nicht mehr auf das
deutsche Netz gelassen. Es wird endlich erträglicher werden für die
Menschen entlang der viel befahrenen Bahnstrecken."
"Aufbauend auf den Messergebnissen des Testzuges "EuropeTrain",
der unter Beteiligung verschiedener europäischer Eisenbahnen und
Wagenhalter rund zwei Jahre über 200.000 Kilometer quer durch Europa
fuhr, haben die UIC-Gremien die notwendigen Zertifizierungen
erteilt. Ab sofort können Unter-nehmen die Grauguss-Bremssohlen im
Rahmen von Instandhaltungsarbeiten ohne gesonderte Genehmigung gegen
LL-Sohlen austauschen", erläuterte UIC-Generaldirektor Jean-Pierre
Loubinoux. Eine weitere Zulassung durch nationale Behörden wie das
Eisenbahn-Bundesamt sei nicht mehr nötig.
DB Schenker Rail, die Güterbahn der DB, wird bis Ende 2014 5.000
Wagen auf LL-Sohle umrüsten und damit inkl. der im Projekt Leiser
Rhein umgerüsteten Wagen sowie der schon vorhandenen neuen leisen
Wagen über mehr als 14.000 leise Güterwagen verfügen. Um eine
schnelle Lärmminderung zu erzielen, wird 2014 und 2015 der Fokus auf
ganzzug-affine Wagenbauarten gelegt.
Die Kosten der reinen Umrüstung tragen der Bund über Fördermittel
und die umrüstungswilligen Wagenhalter gemeinsam. Um die Belastung
der Wettbewerbsfähigkeit des Schienenverkehrs zu vermindern, erhalten
die Wagenhalter eine Förderung des Bundes. Die nach der Umrüstung
entstehenden Folgekosten, die zum Beispiel durch häufigere
Inspektionen und einen höheren Radverschleiß entstehen, sind indes
bislang nicht Gegenstand der Förderung und von den Wagenhaltern
vollständig zu übernehmen. Eine öffentliche Förderung in diesem
Bereich könnte die Umrüstung der Wagen deutlich beschleunigen und die
Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs erhalten.
Neben der staatlichen Förderung hat die DB Netz AG zum 1. Juni
dieses Jahres ein lärmabhängiges Trassenpreissystem eingeführt, das
für laute Züge einen Zuschlag und für leise einen Bonus vorsieht.
Damit wird ein ergänzender finanzieller Anreiz für den Einsatz leiser
Güterwagen geschaffen. Durch den Trassenpreiszuschlag wird der Sektor
für die Kosten der Umrüstung mit in die Pflicht genommen. Schon seit
2001 wird die sogenannte K-Sohle, ebenfalls eine
Verbundstoffbremssohle, bei allen neu gekauften Güterwagen von DB
Schenker Rail verwendet. Bei Bestandswagen ist bei Einsatz der
K-Sohle allerdings ein umfangreicher Umbau der Bremsanlage des
Fahrzeugs notwendig, gefolgt von einer Neuzulassung der Bremsanlage
je Wagenbauart. Die Umrüstung der bislang mit Grauguss gebremsten
Bestandsflotte auf die neu zugelassene LL-Sohle ist dagegen ohne eine
kostspielige Anpassung möglich, denn ausgetauscht werden dabei
lediglich die Bremsklötze. Die Kosten für die Umrüstung auf LL-Sohle
betragen mit rund 1.700 Euro pro Wagen etwa ein Drittel der Summe,
die bei der Umrüstung von Bestandsgüterwagen auf K-Sohle anfällt.
Damit Verbundstoffbremssohlen flächendeckend ihre Wirkung entlang
der Gleise entfalten können, ist die konsequente Umrüstung von
Güterwagen notwendig. Nach Meinung von Experten treten hörbare
Erfolge erst ein, wenn mindestens 80 Prozent aller Güterwagen eines
Zuges mit Verbundstoffbremsklotzsohlen unterwegs sind. Für den
Schienengüterverkehr in Deutschland heißt das: Rund 180.000 Wagen
müssen umgerüstet werden, etwa 60.000 davon bei DB Schenker Rail. Auf
dem deutschen Eisenbahnnetz fahren weitere rund 60.000 Güterwagen
privater deutscher Wagenhalter und etwa 60.000 Wagen ausländischer
Bahnen und ausländischer privater Wagenhalter mit nennenswerter
Laufleistung.
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