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Verkauft die FIFA WM Tickets, die ihr nicht gehören? Maracanã: "Fair Play oder Enteignung" (BILD)

ID: 897405

(ots) -
Offener Brief an FIFA-Präsident Josef Blatter

Sehr geehrter Herr Präsident Blatter,

das Deutsche Fußball Institut wendet sich persönlich an Sie, um
Sie über Ereignisse zu informieren, von denen Sie als Präsident des
Weltfußballverbands FIFA möglicherweise noch nicht erfahren haben. Es
geht um die Nutzung des Maracanã-Stadions in Rio de Janeiro während
des gerade laufenden Confederation Cups und der
FIFA-Fußballweltmeisterschaft im Sommer 2014.

Das Stadion gehört zum Teil 4.500 Privateigentümern. Die
Eigentümer haben ein Recht, ihr Stadion bei jeder dort stattfindenden
Veranstaltung zu besuchen. Sie haben feste Sitzplätze, die Ihnen
gehören. Die Sitzplätze sind ihr Eigentum. Dies gilt auch bei dem
Confederation Cup und der FIFA-Fußballweltmeisterschaft 2014. Als das
Maracanã-Stadion gebaut wurde und es bei der Finanzierung Engpässe
gab, wurden diese Sitzplätze verkauft. Den Eigentümern wurde das
Recht eingeräumt, ohne jede Ausnahme alle Veranstaltungen im Stadion
besuchen zu dürfen, egal ob es sich dabei um Sportveranstaltungen,
Konzerte oder beispielsweise den Papstbesuch handelt. Der Beitrag,
den die Eigentümer zur Finanzierung des Stadions geleistet haben, war
enorm. Der Kaufpreis für einen Sitzplatz entsprach dem Gegenwert
einer Eigentumswohnung in einem bürgerlichen Viertel von Rio de
Janeiro. Nur mit dieser privaten Unterstützung konnte das
"Vorzeigestadion Maracanã" überhaupt ursprünglich realisiert werden.

Die FIFA hat, möglicherweise ohne von diesen Vorgängen zu wissen,
einen Vertrag mit dem brasilianischen Staat abgeschlossen. Der
Vertrag räumt der FIFA die Vermarktungsrechte aller Sitzplätze in den
WM-Stadien und damit auch in dem Maracanã-Stadion ein. Erfasst sind
also auch die Plätze, die dem brasilianischen Staat überhaupt nicht




gehören, sondern 4.500 privaten Eigentümern.

Die Eigentümer haben sich dagegen gewehrt. Sie haben vor einem
brasilianischen Gericht Recht bekommen. Das Gericht hat den
brasilianischen Staat verurteilt, den betroffenen Eigentümern Tickets
für jedes Spiel in dem Maracanã-Stadion zu kaufen oder alternativ die
Eigentümer für jedes Spiel zu entschädigen. Kürzlich wurde dieses
richtige und faire Urteil auf Veranlassung der Regierung von Rio de
Janeiro ohne Angabe von näheren Gründen und ohne auf die sachliche
Wertung der Gerichtsurteile einzugehen von einem brasilianischen
Obergericht aufgehoben.

Das bedeutet im Ergebnis: Den Eigentümer werden ihre Sitzplätze
während dem Confederation Cup und der FIFA-Fußballweltmeisterschaft
2014 weggenommen. Sie werden ohne Entschädigung enteignet! Vor diesem
Hintergrund wenden wir uns persönlich an Sie als Präsidenten der
FIFA: Ist die FIFA bereit, dieses Ergebnis zu akzeptieren? Will die
FIFA sich an dieser rechtsstaatswidrigen Enteignung beteiligen und
wirklich mit WM-Tickets handeln, die ihr nicht gehören?

Wir können uns nicht vorstellen, dass Sie, Herr Blatter, der in
vorbildlicher Weise weltweit für den Fair-Play-Gedanken eintritt und
weltweit dazu plakative und nachhaltige Aktionen durchführt, ein
solches Ergebnis akzeptiert und aufgrund der jetzigen Kenntnis
defacto involviert sind und somit mitverantworten. Im Namen der
betroffenen Eigentümer bitten wir Sie, sich dieser Sache persönlich
anzunehmen und ein faires Ergebnis für die betroffenen Eigentümer
herbeizuführen.

Das DFI befasst sich wegen des anstehenden größten
Sportereignisses aller Zeiten, der FIFA WM 2014 in Brasilien,
schwerpunktmäßig mit Südamerika und den Nationalmannschaften. Sie
vertritt mit diesem offenen Brief eine Reihe der Teileigentümer und
sich selbst. In Brasilien gehen in diesen Tagen hunderttausende von
Bürgern auf die Straße. Sie demonstrieren für weniger Korruption,
mehr Gerechtigkeit und mehr Rechtsstaatlichkeit.

Der brasilianische Staat sitzt in der Klemme. Auf der einen Seite
hat er mit der FIFA einen Vertrag geschlossen. Auf der anderen Seite
haben brasilianische Gerichte mehrfach festgestellt, dass er über die
Sitzplätze der 4.500 Miteigentümer in dem Maracanã-Stadion nicht
verfügen durfte. Nur Sie, sehr geehrter Herr Blatter, können hier
eine Lösung herbeiführen und zu mehr Gerechtigkeit und
Rechtsstaatlichkeit beitragen, die die Demonstranten in Brasilien in
diesen Tagen so vehement fordern.



Pressekontakt:
B.A.L.L.S. Management GmbH
Osterhofener Straße 12
93055 Regnensburg

Frau Sabine Federl
0941/ 3070823
info(at)fussball-institut.de


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Datum: 25.06.2013 - 11:38 Uhr
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