(ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) ist besorgt über das
Schicksal des Tschad-Korrespondenten der Deutschen Welle. Eric
Topona, der zugleich Generalsekretär des Tschadischen
Journalistenverbands (UJT) ist, wird seit sieben Wochen im
berüchtigten Untersuchungsgefängnis Am Sinene am Rande der Hauptstadt
N'Djamena festgehalten und ist mittlerweile an Malaria erkrankt.
(http://bit.ly/11rnlfU) Er benötigt dringend Medikamente und wartet
auf eine Entscheidung über seinen Haftprüfungsantrag.
Topona war am 6. Mai zur Befragung in einem Ermittlungsverfahren
vorgeladen worden und wurde bei seinem Erscheinen überraschend unter
dem Vorwurf einer "Gefährdung der Verfassungsordnung" verhaftet.
(http://bit.ly/16OhODl) Einen Tag nach Topona nahmen die Behörden den
Journalisten Moussaye Avenir de la Tchiré wegen "Anstiftung zum Hass
und zu einem Volksaufstand" in Haft, der als leitender Redakteur der
Zeitung Abba Garde arbeitet und UJT-Schatzmeister ist.
(http://bit.ly/1798r13) Auch er wird bis heute im Gefängnis
festgehalten, ebenso der schon am 22. März verhaftete Autor und
Blogger Jean Etienne Laokolé.
"Die Welle willkürlicher Verhaftungen von Journalisten ist Anlass
zu größter Sorge für die Pressefreiheit im Tschad", kritisierte
ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. Die fortgesetzte Inhaftierung der
drei Medienschaffenden ohne Gerichtsurteile gegen sie sei
unverhältnismäßig. "Eric Topona und seine Kollegen müssen endlich
freigelassen werden."
Topona und de la Tchiré wurden zeitgleich mit mehreren
Oppositionspolitikern verhaftet, nachdem die Regierung Anfang Mai
einen angeblichen Putschversuch öffentlich gemacht hatte
(http://bbc.in/104EHuC), den die Opposition allerdings anzweifelt.
(http://rfi.my/12tNbOb) Ein Haftprüfungsantrag für de la Tchiré wurde
abgelehnt, obwohl ihm Pressevergehen zur Last gelegt werden, auf die
nach tschadischem Recht keine Haftstrafe steht.
Topona und der Blogger Laokolé sind offenbar wegen ihrer Kontakte
zu dem regierungskritischen Blogger Makaila Nguebla
(http://makaila.over-blog.com/) ins Visier der Behörden geraten.
Dieser wurde am 7. Mai in einem international kritisierten Schritt
aus seinem langjährigen Exilland Senegal nach Guinea ausgewiesen, wo
sich die tschadischen Behörden nun um seine Auslieferung bemühen.
(http://rfi.my/11BjT4H)
Topona hatte schon im vergangenen Jahr Drohungen erhalten, hinter
denen die örtliche Presse ungeachtet offizieller Dementis die
Behörden vermutete. Am 24. Juni 2012 wurde er bei einem mutmaßlichen
Mordversuch von einem Motorrad angefahren. Als Hintergrund der
Vorfälle vermutete er seinen Widerstand gegen eine geplante
Versetzung in die Provinz durch seinen damaligen Arbeitgeber, den
Staatssender ONRTV. Diese Versetzung hätte Topona an der Fortführung
seiner Arbeit als UJT-Generalsekretär in der Hauptstadt N'Djamena
gehindert, weshalb er sie als Strafaktion wertete.
(http://bit.ly/KVB2HT)
In der vergangenen Woche haben die Behörden des Landes eine
mehrtägige Tschad-Reise des Afrikareferenten im internationalen
Sekretariat von ROG verhindert, indem sie seinen Visumantrag unter
fadenscheiniger Begründung verschleppten. (http://bit.ly/11pjccj)
Neben Besuchen bei den inhaftierten Journalisten wollte der
ROG-Vertreter vor Ort Gespräche mit Journalisten und
Regierungsvertretern führen, um sich ein eigenes Bild von der
Situation im Land zu machen.
Dabei hätten auch das Vorhaben eines äußerst repressiven neuen
Mediengesetzes (http://bit.ly/XJJs0W, Originaltext
http://bit.ly/Y9qHD3) sowie der Fall des Journalisten Jean-Claude
Nékim zur Sprache kommen sollen. Nékim wurde aufgrund einer
Verleumdungsklage zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt;
seine Zeitung N'Djaména Hebdo durfte drei Monate lang nicht
erscheinen. (http://bit.ly/13IFPXA und http://bit.ly/S5tLvO) In einem
anderen Fall musste er am Mittwoch (26. Juni) erneut vor Gericht
erscheinen.
Der Tschad steht auf Platz 121 von 179 Ländern in der
ROG-Rangliste der Pressefreiheit. Einen Überblick über die Lage der
Journalisten und Medien dort finden Sie unter
http://en.rsf.org/report-chad,9.html, aktuelle Meldungen zum Tschad
unter http://en.rsf.org/chad.html.
Pressekontakt:
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