Erfolgreicher Start des Interreg-Projekts „mice lab“ mit Expertenrunde in Rorschach
(firmenpresse) - Rorschach, 28. Juni 2013 – Neue Ansätze für die Gestaltung von Kongressen zu finden: Dies ist das Ziel des Forschungsprojekts „mice lab“ des Netzwerks BodenseeMeeting. Von 24.-26. Juni trafen sich zehn Experten aus unterschiedlichen Disziplinen, um zu ergründen, wie Teilnehmer Kongresse mitgestalten, ihr Wissen optimal austauschen und sich besser vernetzen können. Am dritten Tag folgte ein Austausch mit Branchenvertretern. Die Ergebnisse werden ab 8. Juli auf der Webseite www.bodenseemeeting.com zur Verfügung gestellt. Das Interreg-Projekt „mice lab“ soll nächstes Jahr wieder stattfinden.
Im Bodenseeraum finden jedes Jahr weit über tausend mehrtägige Kongresse und Großveranstaltungen in zahlreichen Veranstaltungszentren statt. „Das Festspielhaus Bregenz ist eines davon. Wir alle wollen auf diesem Gebiet langfristig wettbewerbsfähig bleiben und den Teilnehmern solcher Veranstaltungen einen möglichst großen Nutzen bieten“, sagt Festspielhaus-Direktor Gerhard Stübe, der auch Sprecher der Interessensplattform BodenseeMeeting ist. „Wir haben das Forschungsprojekt mice lab gestartet, um die Anforderungen an Kongresse der Zukunft zu erarbeiten.“ Das BodenseeMeeting ist ein länderübergreifendes Netzwerk von Vertreter aus der Kongressbranche, dem Tourismus und der Wirtschaft. Es beschäftigt sich seit zwanzig Jahren mit der Vermarktung und Weiterentwicklung der Bodenseeregion als Tagungs- und Kongresslandschaft.
Mit dem „mice lab – Der Kongress der Zukunft“ (MICE: Meeting, Incentive, Congress, Event) hat das Netzwerk Ende Juni ein einzigartiges Forschungsprojekt gestartet, das vom Interreg IV-Programm „Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein“ mit Fördermitteln der Europäischen Union und von der Schweiz unterstützt wird. Zehn Experten trafen im Rahmen eines dreitägigen Workshops in Rorschach zusammen, um herauszufinden, welche Bedürfnisse Kongresse künftig erfüllen sollten. „Beim Kongress der Zukunft geht es nicht mehr nur um reinen Wissenstransfer. Die wichtigsten Faktoren sind Begegnung und Vernetzung“, bringt es Stübe auf den Punkt.
Spannender Diskurs
Die geladene Expertenrunde versprach einen spannenden Austausch: Dabei waren etwa die Theaterdramaturgin und Intendantin des Kunstfestivals „Steirischer Herbst“ Veronica Kaup-Hasler, der Therapeut und Schwertmeister Günther Maag-Röckemann, der bekannte deutsche Soziologe Gerhard Schulze, der Spezialist im Bereich Digitale Teilhabe Andreas Gebhard oder die Kongressdramaturgin Tina Gadow. Nach zweieinhalb Tagen in Klausur teilten die Experten ihre Erkenntnisse am letzten Nachmittag mit Branchenvertretern aus dem Bodenseeraum im Rahmen von Kurzvorträgen und vertiefenden Workshops.
Austausch von Wissen und Kontakten
Die klassische Kongress-Situation „Wissender trifft auf viele Unwissende“ müsse aufgebrochen werden, darin waren sich alle einig. Der Trend führe weg von wenigen Vortragenden mit Reihenbestuhlung hin zum Moderator für ein breites Publikum, das selbst viel beizutragen hat und mitgestalten will. Stübe sieht darin ein Paradigmenwechsel. „Plant man heutzutage keine große Beteiligung der Teilnehmer an Kongressen ein, gehört man zum Auslaufmodell“, warnt der erfahrende Festspielhaus-Direktor.
Strukturen geben Orientierung
Eine große Herausforderung ist es, neue Formate zu entwickeln. Stichwort war hier der „chaordische“ Kongress, eine Kombination aus Chaos und Ordnung bzw. aus freien Gestaltungsräumen und klaren Strukturen. Veronica Kaup-Hasler, Dramaturgin und Intendantin des Kunstfestivals „Steirischer Herbst“ betonte, dass „Veranstalter, Organisatoren, Kongresshausbetreiber, Techniker, Caterer und andere Beteiligte gemeinsam einen Kongress gestalten und die Bedürfnisse der Teilnehmer berücksichtigen müssen.“ Sie sollen gemeinsam Gastgeber sein und eine einladende Atmosphäre für gute Begegnungen schaffen.
Nicht zuletzt war auch die zunehmende Digitalisierung ein zentrales Thema. Andreas Gebhard, Spezialist auf dem Gebiet der digitalen Teilhabe, wies auf mögliche künftige Entwicklungen hin, die die Kongresskultur beeinflussen könnten. „Ich gehe davon aus, dass Hybridkongresse zur Normalität werden“, ist Gebhard überzeugt. Dies sind Kongresse, die analog innerhalb einer Location stattfinden und gleichzeitig außerhalb der Location über die virtuellen Medien einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Kritisch betrachtet Gebhard die Monopolisierung des Wissens durch wenige Unternehmen wie etwa Google. „Das Wissen verdoppelt sich derzeit alle 18 Monate und wird dies künftig noch schneller tun. Die zunehmende Privatisierung ist meiner Ansicht nach eine bedenkliche Entwicklung und könnte uns vor große Herausforderungen stellen.“
Infos online verfügbar
Auch andere Bedenken hatten im mice lab Platz: Was passiert, wenn Teilnehmer selbst aktiv werden? Wie behält man den roten Faden, die Kontrolle über eine Veranstaltung? Diese und viele weitere Fragen wurden aufgeworfen, zahlreiche interessante Denkansätze gefunden. Diese stehen Interessierten auf der Website www.bodenseemeeting.com zur Verfügung. Im darauf eigens eingerichteten Lab-TV können sie sich ab 8. Juli 2013 über die wichtigsten Ergebnisse, Experteninterviews und Szenen des Labs informieren. Im dazugehörenden Blog ist jeder dazu eingeladen, über die Zukunft des Kongresses mitzudiskutieren.
Factbox Experten
• Günther Maag-Röckemann, Therapeut und Schwertmeister
• Andreas Gebhard, Spezialist für Kommunikation und Digitale Teilhabe
• Veronica Kaup-Hasler, Intendantin des Kunstfestivals „Steirischer Herbst“, Dramaturgin, Kuratorin
• Eva Lässer, Architekturstudentin und Vizeweltmeisterin im Faustball (Nationalteam CH)
• Clemens Theobert Schedler, Kommunikationsdesigner
• Gerhard Schulze, Soziologe
• Tina Gadow, Moderatorin, Veranstaltungsdramaturgin
• Michael Gleich, Journalist und Lab-Moderator
• Gerhard Stübe, Direktor Festspielhaus Bregenz, Sprecher BodenseeMeeting
• Hans-Joachim Gögl, Kurator des mice labs sowie internationaler Festivals (Tage der Utopie, VLOW!)
Das Netzwerk BodenseeMeeting ist eine länderübergreifende Vermarktungs- und Interessensgemeinschaft mit Vertretern aus der Kongressbranche, der Wirtschaft und des Tourismus. Seit mittlerweile zwanzig Jahren beschäftigen sich die Mitglieder mit der Weiterentwicklung der Kongress- und Tagungslandschaft im Bodenseeraum. In der Region Bodensee finden jedes Jahr über tausend nächtigungswirksame Veranstaltungen statt. Dabei spannt sich der Bogen von internationalen Kongressen im Bereich Medizin und Verbandskongressen über große Firmenveranstaltungen bis hin zur jährlich stattfindenden Nobelpreisträger-Tagung.
Die Mitglieder des Netzwerks BodenseeMeeting stammen aus den Bodensee-Anrainerstaaten Österreich, Deutschland und Schweiz sowie aus Liechtenstein. Aktuell sind dies: Festspielhaus Bregenz, Säntis-Schwebebahn, Kultur- & Congress-Centrum Graf-Zeppelin-Haus, Tourist-Information Konstanz, Lindau Tourismus und Kongresse, Insel Mainau, Meersburg Tourismus, Milchwerk Radolfzell, SAL – Saal am Lindenplatz, Singen Congress, St. Gallen-Bodensee Convention, Überlingen am Bodensee, Würth Haus Rorschach.