(ots) - Es war der hässliche Begriff der Ärzteschwemme,
der 1993 von der Politik bemüht wurde, um die Niederlassungsfreiheit
zu beenden. Seitdem gibt es das Institut der Arztsitze. Deren Zahl
wurde in insgesamt 395 deutschen Bezirken von einer Bedarfsplanung
festgelegt. Der nicht unrealistische Gedanke dahinter: Wenn ein Arzt
eine Praxis eröffnet, erzeugt dieses Angebot automatisch eine
Nachfrage. Doch die Zeiten haben sich geändert. Obwohl es immer mehr
Vertragsärzte gibt, gibt es auch örtlichen Ärztemangel. Um das zu
ändern, wurden die Instrumente verfeinert: Kleinere Planungsgebiete
und ein Demografiefaktor sollen es ab heute richten. Das werden sie
aber nicht. Denn was nutzen zum Beispiel neun neue Arztsitze in
Espelkamp, wenn sich niemand findet, der sich dort niederlassen will?
Das weiß auch die Kassenärztliche Vereinigung, die die ärztliche
Versorgung sicherstellen muss. Dort ist man nicht optimistisch. Der
Grund: Frauen mit einem 1,0-Notendurchschnitt im Abitur, die Medizin
ja geradezu studieren müssen, erobern den Arztberuf. Der dann aber
oft nicht oder nicht sehr lange ausgeübt wird: Die Feminisierung des
Berufes gefährdet die Versorgung. Diese Diagnose ist so zutreffend
wie irreführend. Denn natürlich ist die männliche Dominanz im
Arztberuf nicht naturgewollt. Aber Kinder, womöglich Küche und
Karriere unter einen Hut zu bekommen ist in unserer Gesellschaft nun
einmal ungeheuer schwierig. So wie die Dinge liegen, müssten für
jeden freien Hausarztsitz zwei Medizinerinnen ausgebildet werden. Das
ist dann der reale personelle Bedarf. Es gibt eine weitere Lösung:
Die Abinote als Auswahlkriterium wird abgeschafft und durch
Empathiefähigkeit und Herzensbildung ersetzt. Wie so etwas
funktionieren kann, zeigt die Uni Witten-Herdecke.
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