(ots) - Die EU ist nicht bereit
Kroatien war Schauplatz des sicherheitspolitisch schlimmsten
Versagens der europäischen Staatengemeinschaft. Lange sah sie
tatenlos zu, wie der Balkankrieg Kroatien und Bosnien zerfleischte
und auch Serbien, Montenegro und das Kosovo ins Unglück stürzte. Die
Konflikte sind längst nicht beigelegt. Deshalb ist es gut, die
Kroaten und auch die Serben, mit denen die EU bis zum Januar
Beitrittsverhandlungen eröffnen will, an die Staatengemeinschaft
heranzuführen.
Das bedeutet nicht, dass die Aufnahme Kroatiens als Vollmitglied
zum gegenwärtigen Zeitpunkt der richtige Schritt ist. Die EU steht
vor gigantischen Herausforderungen: Sie muss das bedrohliche
wirtschaftliche und politische Auseinanderdriften ihrer bestehenden
27 Mitgliedstaaten stoppen. Sie muss ein tragfähiges Finanzsystem
schaffen und die tickende Bombe Jugendarbeitslosigkeit entschärfen.
Die jüngsten EU-Neuzugänge Rumänien und Bulgarien erweisen sich
bei der Lösung dieser Aufgaben kaum als Hilfe. Innerlich zerstritten
und gebeutelt von der Wirtschaftskrise, haben sie stattdessen bis
heute ihr Versprechen nicht eingelöst, die Korruption zurückzudrängen
und verlässliche Rechtsstaatlichkeit herzustellen. Auch wenn Kroatien
guten Willen zeigt, die Ausgangslage ist dort leider ähnlich.
Beitritt ja. Doch es wäre weise gewesen zu warten, nicht nur, bis
Kroatien weiter ist, sondern auch, bis die EU bereit ist.
Christian Schaudwet
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