(ots) - Ohrfeige für Mursi
Ägypten taumelt auf den Abgrund zu, unaufhaltsam, wie es scheint.
Denn während die wild entschlossenen Regierungsgegner den Rücktritt
des Präsidenten mit einem Ultimatum erpressen wollen, denkt Mohammed
Mursi nicht daran, den Weg für Neuwahlen frei zu machen.
Unversöhnlicher denn je stehen sich die Lager gegenüber. Die
Gewaltausbrüche wirken wie warnende Vorboten dafür, was droht. Denn
der Volkszorn ist groß, die Unnachgiebigkeit Mursis ebenfalls. Es
mehren sich die Zeichen, dass der Rückhalt des Präsidenten sowohl in
der Bevölkerung als auch in der Regierung bröckelt. Im Laufe der
Proteste sind fünf Minister zurückgetreten. Dies schwächt Mursi, doch
noch ist nicht absehbar, wie er darauf reagiert.
Wie bei der Revolution vor zweieinhalb Jahren werden die mächtigen
Offiziere das Zünglein an der Waage sein. Als sich die Menschen
damals gegen Husni Mubarak erhoben, ließ die Armee sie gewähren. In
der derzeit brodelnden Situation hat das Militär nun klargemacht,
dass es eine weitere Destabilisierung nicht dulden wird. Es gibt den
Gegnern nur wenig Zeit, sich zu einigen. Das ist eine Ohrfeige für
Mursi und verdeutlicht: Die Generäle ziehen die Fäden. Sie werden
nicht hinnehmen, dass das Land auseinanderbricht. Dass nun das
Militär erneut übergangsweise die Macht übernimmt, wäre weder im
Interesse der Muslimbrüder noch der Opposition. Es könnte aber die
einzige Möglichkeit sein, einen Bürgerkrieg abzuwehren.
Franziska Kückmann
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207