(ots) - Einerseits: Mohammed Mursi, der abgesetzte
ägyptische Präsident, hat Recht. Er war der gewählte Präsident. Seine
Absetzung samt Hausarrest ist illegal und undemokratisch. Als
Vergleich hier ein - zugegeben unrealistisches - Szenario für
Deutschland: Angela Merkel wird 2013 erneut zur Kanzlerin gewählt -
ein Jahr später liegt das Land wirtschaftlich am Boden - in
Deutschland werden 20 Millionen Unterschriften gegen die Kanzlerin
gesammelt samt Massendemonstrationen - der Generalinspekteur der
Bundeswehr erklärt die Kanzlerin für abgesetzt - der Chef des
Bundesverfassungsgerichts wird zum Kanzler ernannt. Wie gesagt, eher
unwahrscheinlich. Aber der Vergleich zeigt die ungeheuren politischen
Fliehkräfte, die auch in einer Demokratie, wenn auch einer sehr
jungen, freigesetzt werden können.
Andererseits: Die Militärführer haben Recht mit ihrem Verweis auf
die Unfähigkeit Mursis, auf die Massenproteste gegen seine
autoritär-islamistische Politik angemessen zu reagieren. Und das
ägyptische Volk hat eindrucksvoll bewiesen, dass es sowohl eine
weltliche als auch eine religiöse Diktatur in seiner Mehrheit
ablehnt. Die Ägypter waren vom Regen in die Traufe geraten. Mursi ist
an den wirtschaftlichen und sozialen Problemen des Landes
gescheitert. Der Oppositionspolitiker Mohamed ElBaradei brachte es
auf den Punkt. Man gab Mursi den Führerschein, aber er konnte nicht
Auto fahren.
Pressekontakt:
Oldenburgische Volkszeitung
Andreas Kathe
Telefon: 04441/9560-342
a.kathe(at)ov-online.de