(ots) - Ein schlauer Coup
Früher kaufte man Aktien, wenn der Geldbeutel dick war. Der Spaß
an diesem Volkssport ist nach der Lehman-Pleite und ihren globalen
Weiterungen den meisten vergangen. Jetzt gibt es etwas Neues für
jene, die zu viel auf der hohen Kante haben: das Volksnetz. Schon mit
tausend Euro kann der Bürger beim Bau von Stromautobahnen von Nord
nach Süd einsteigen und dafür attraktive Renditen bekommen. Ein
schlauer Coup der Minister Altmaier und Rösler, die sich dieses Mal
sehr einig sind: Sie winken mit der Bürgerdividende und holen die
Kritiker ins Boot.
Die einfache Logik: Wer selbst an der Energiewende beteiligt ist,
will ihr Gelingen. Auch die Netzbetreiber sind fasziniert. Erstmals
stoßen sie nicht nur auf nacktes Misstrauen, sondern Interesse. An
der Westküste Schleswig-Holsteins läuft ein erster Volksnetz-Versuch:
Das Bürgerecho ist extrem hoch. Bevorzugt bei den Anleihen werden die
Anwohner rechts und links der verhassten Trassen. Ob sie den Anblick
auf Megaleitungen wegen schöner Renditen dann wirklich verschmerzen,
steht dahin.
Klar ist: Mit Appellen an den Gemeinsinn kommt die Politik beim
Trassenbau nicht weiter. Jetzt versucht sie es mit sanftem Druck und
Geldgewinn. Das ist eine lebenskluge Form von Ãœberzeugungsarbeit, und
allemal besser als Enteignung. Auch diese Extrem-Variante, an das
nötige Land für den Netzbau zu kommen, haben manche schon ernsthaft
erwogen.
Beate Tenfelde
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