(ots) - War es ein Militärputsch, ein Staatsstreich
oder die Konterrevolution millionenfacher Unzufriedener mit der
Politik der ägyptischen Regierung, die Staatspräsident Mursi aus dem
Amt gefegt hat? Die Antwort, wie auch immer sie ausfällt, erklärt
nicht erschöpfend das Beben am Nil. Mursi war unzweifelhaft
demokratisch gewählt worden. Doch ebenso unzweifelhaft ist, dass er
gegen demokratische Grundprinzipien verstieß, als er die Justiz an
die Kette legte, sich mit einem Ermächtigungsdekret zu einem neuen
Pharao zu stilisieren trachtete und dieses Vorhaben erst auf Druck
der Straße zurückzog. Er peitschte eine Verfassung durch, die das
Land noch tiefer spaltete. Er implantierte einen politischen
Islamismus gegen den Großteil liberal fühlender Ägypter. Denkbar,
dass Mursis Rauswurf nun das Ende des politischen Islam einläutet und
dem Land ein gerüttelt Maß an Chaos beschert. Der Sturz Mursis wird
als Signal die "Demokratisierungen" in Tunesien, Libyen und die
Syrienkrise beeinflussen. Er wird auch die militante Hamas im
Gazastreifen nachdenklich stimmen.
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