(ots) - Aufgeheizt und unberechenbar
Das Eingreifen des Militärs in die ägyptische Staatskrise droht zu
einem Desaster zu werden. Großspurig hatten die Generäle in der
vergangenen Woche verkündet, einen Plan für die Zukunft des Landes zu
verfolgen und alle politischen Fraktionen zu beteiligen. Es klang
danach, als sei sich die mächtige Armee sicher gewesen, die
aufgewühlten Massen bändigen zu können. Doch es wird deutlich:
Militär hin oder her - Ägypten schlittert immer tiefer hinein ins
Chaos.
Die Toten und Verletzten nach Zusammenstößen von Armee und
Muslimbrüdern sind ein schockierender Beleg für die ausufernde
Gewalt. Die Stimmung im einstigen Vorzeigeland des Arabischen
Frühlings ist so aufgeheizt, so unberechenbar, dass das furchtbare
Szenario eines Bürgerkriegs zu einer ernsthaften Gefahr wird. Auf der
einen Seite die Muslimbrüder, die in ihrer Enttäuschung zur
Radikalisierung neigen, auf der anderen Seite das Militär, das mit
scharfer Munition schießt - von Besonnenheit und dem Willen zur
nationalen Aussöhnung fehlt im Land am Nil jede Spur.
Die politische Zukunft Ägyptens kann nur am Verhandlungstisch und
mithilfe aller Strömungen gestaltet werden. Doch aus den Gesprächen
wollen sich die Salafisten nun zurückziehen, während die Muslimbrüder
sich bisher völlig verweigern. Das sind wahrlich düstere Aussichten.
Keine Regierung, keine Verfassung, Generäle an der Macht und
hasserfüllte Islamisten auf den Straßen - Ägypten steht am Abgrund.
Franziska Kückmann
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