(ots) - Zurück in die Zukunft: Wasser auf Wiesen
als Dünger wiederentdecken?
DBU fördert Natur- und Artenschutzprojekt zur Wiesenbewässerung in
Rheinland-Pfalz mit 170.000 Euro
Jahrhundertelang wurden Wiesen - praktisch als natürlicher Dünger
- unter Wasser gesetzt, um die Heuernte zu verbessern. Im 19.
Jahrhundert waren es lokal sogar mehr als 60 Prozent. Mit der
Entwicklung des Kunstdüngers in den 50er-Jahren verlor diese Form der
Grünlandnutzung aber erheblich an Bedeutung. Teilweise wurde sie ganz
eingestellt. Wiesen wurden zur Deckung des steigenden Nahrungsbedarfs
in Äcker umgewandelt oder mit Mineraldünger gedüngt, wodurch die
Artenvielfalt zurückging. Aktuell gerät das Bewässern von Wiesen aber
besonders aus Naturschutzsicht wieder in den Fokus: Das Institut für
Umweltwissenschaften an der Universität Koblenz-Landau will diese
historische Form der Landbewirtschaftung nun untersuchen. Dafür gibt
die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) gut 170.000 Euro, "um in der
Region Landau zu erforschen, was die Wiesenbewässerung für den Natur-
und Umweltschutz bringt", sagte DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h.
Fritz Brickwedde.
"Wir wollen aus drei Perspektiven das vielseitige
Landnutzungskonzept der traditionellen Wasserwirtschaft untersuchen:
aus Sicht der Landwirtschaft, des Tourismus' und des Naturschutzes",
erklärte Projektleiterin Dr. Constanze Buhk vom Institut für
Umweltwissenschaften. Obwohl die Wiesenbewässerung in Mitteleuropa
jahrhundertelang weit verbreitet war, gebe es dazu keine
wissenschaftliche Untersuchung und auch keinen Vergleich mit der
Wirksamkeit und Auswirkung von Kunstdünger. Durch die Bewässerung
vermuten Buhk und ihre Kollegen eine besser über das Jahr verteilte
Nährstoffversorgung und dadurch eine bessere Heuernte. Außerdem
wollen sie überprüfen, ob das Bewässern die Vielfalt von Tieren und
Pflanzen erhöht, da Kunstdünger eingespart werden kann, der meist zu
einer Vereinheitlichung der Pflanzenarten führe. Der Weißstorch
profitiere zum Beispiel von der Bewässerung. Auch Laufkäfer,
Heuschrecken und Tagfalter sollen unter die Lupe genommen werden.
Ebenso wie der Mensch: Was halten Bevölkerung und Landwirte von der
Wässerbewirtschaftung und welche nutzbaren Vorteile, aber auch welche
Kosten entstehen ihnen?
Durch das Aufstauen von Bächen im April und Juli/August würden die
Wiesen jeweils für etwa zwei Tage kurz unter Wasser gesetzt und
anschließend durch angelegte Rinnen und Gräben wieder entwässert.
"Die Wiesen sollen natürlich nicht versumpfen und die Bäche nicht
austrocknen. Das Wasser kann in dieser Zeit aber bis in alle Poren
eindringen und die Wiesen für den Sommer gut mit Wasser versorgen,
wenn sie sonst trocken lägen oder mit Stickstoff gedüngt werden
müssten", erklärte Buhk das Verfahren. Somit könne ohne viel Dünger
zwei Mal im Jahr gemäht werden. "Mit unseren Erkenntnissen zur
Futter- und Wasserqualität, zu Bodenwerten und den Tier- und
Pflanzenarten möchten wir nicht nur einen Beitrag zum Naturschutz
leisten, sondern auch die breitere Anwendung und Reaktivierung des
Bewässerungsmodells prüfen", sagte Buhk. Denkbar wären alle Gebiete,
in denen es die Wiesenbewässerung schon einmal gegeben habe, vor
allem im eher flachen Norden und Osten Deutschlands oder auch in den
Mittelgebirgen, wo die Flüsse und Bäche besonders viele Mineralien
enthielten.
"Es ist wichtig, die Auswirkungen der Wiesenbewässerung auf Natur
und Umwelt aus ökonomischer Sicht zu klären, denn sie ist aus zwei
Gründen interessant: Bewässerungsgräben und Feuchtwiesen als
Lebensraum für im und am Wasser lebende Tiere und Pflanzen sowie
Wiesenbewässerung als eine Dünger sparende Form der Bewirtschaftung",
so DBU-Referent Dr. Reinhard Stock. Neben den Arbeitsgruppen aus
Geoökologie, Umweltökonomie und Ökosystemanalyse vom Institut für
Umweltwissenschaften Koblenz-Landau ist der Landschaftspflegeverband
Südpfalz Landau an dem Forschungsprojekt beteiligt. Mit dabei sind
außerdem sechs landwirtschaftliche Betriebe aus der Region Landau
sowie die ehrenamtlichen Kooperationspartner Aktion PfalzStorch und
die Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz.
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Dr. Constanze Buhk,
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Telefax: 06341/28031926
E-Mail: buhk(at)uni-landau.de