(ots) - Warum eigentlich erst jetzt?
Woran erkennt man einen muslimischen Extremisten? Am
Gewichtsverlust zum Beispiel. Das stand tatsächlich so in einer mit
Steuergeldern finanzierten Broschüre, die Innenministerium und
Verfassungsschutz in Niedersachsen vor etwas mehr als einem Jahr
veröffentlichten.
Zu Recht empörten sich damals Islam-Verbände im Land. Die
Broschüre war kein Beitrag zur Sicherheit in Niedersachsen. Sie
diskriminierte die rund 200 000 im Land lebenden Muslime - ob sie nun
strenggläubig sind oder nicht. Und sie schürte das Misstrauen
gegenüber der Minderheit.
Unter dem damaligen Innenminister Uwe Schünemann war die Welt
manches Mal ziemlich einfach. Auf der einen Seite die Guten, auf der
anderen die Bösen. Unter Schünemann-Nachfolger Boris Pistorius weht
ein anderer Wind. Beide Seiten arbeiten wieder zusammen. Das ist gut.
Im Sinne der Integration, aber auch im Sinne der Sicherheit.
Es muss jedoch die Frage erlaubt sein, warum die Islam-Verbände
erst jetzt auf die Idee kommen, in den eigenen Reihen systematisch
Präventionsprogramme gegen Radikalisierung aufzulegen. Das scheint
reichlich spät. Dass Jugendliche besonders gefährdet sind, in
extremistische Kreise abzugleiten, ist schließlich keine neue
Erkenntnis.
Eine Antwort mag sein, dass sich die unterschiedlichen Verbände
untereinander manchmal mehr als Konkurrenten denn als Verbündete
sehen. Für die Außendarstellung ist das kontraproduktiv.
Dirk Fisser
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