(ots) - Einladung zur Selbstjustiz
Das Urteil spaltet die USA: Ein Mitglied einer Bürgerwehr
erschießt in Florida den unbewaffneten 17-jährigen Afroamerikaner
Trayvon Martin, und verlässt mit einem Freispruch erster Klasse das
Gericht.
Kann das Gerechtigkeit sein? Hätte die Jury so entschieden, wenn
der Todesschütze ein Schwarzer und das Opfer ein Weißer gewesen wäre?
Das fragen sich viele empört. Bürgerrechtler sehen darin ein
rassistisches Gesinnungsurteil. Das ist zwar unfair. Die
Staatsanwaltschaft vermochte es nicht, die Verteidigung des George
Zimmerman zu erschüttern, der auf Notwehr plädiert hatte. Offenbar
hatte es eine Schlägerei gegeben. Doch die Proteste zeigen, dass die
Wunden aus Jahrzehnten der Rassendiskriminierung noch bluten. Barack
Obama ist der erste schwarze Präsident der USA. Die Diskriminierung
vieler Schwarzer ist aber weiterhin Realität.
Das Martin-Urteil sollte die USA wachrütteln. Denn der junge
Afroamerikaner könnte noch leben, wenn die Gesetze weniger vom Geist
der Wildwestzeit geprägt wären. Oder was haben bewaffnete
Bürgerwehren im 21. Jahrhundert verloren? Diese Möchtegern-Cops
schaffen mehr Unheil als Sicherheit. Zudem lädt das in etlichen
Bundesstaaten eingeführte Gesetz "Stand-Your-Ground" zu Selbstjustiz
und unverhältnismäßiger Gewaltanwendung ein. Es besagt: Wer sich
bedroht fühlt, darf losballern. Trayvon Martin hatte eine Tüte
Süßigkeiten in der Hand, George Zimmerman eine Halbautomatik . . .
Michael Clasen
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