(ots) - Globales Marktvolumen verdoppelt sich bis 2020
auf bis zu 2 Billionen Euro - Chancen vor allem in Asien und durch
neue Technologien - Volatilität, Kapitalbedarf und Fachkräftelücke
als größte Herausforderungen
Bis 2020 wird der weltweite Markt im Automobilzuliefergeschäft auf
bis zu 2 Billionen Euro anwachsen. Die vier maßgeblichen Treiber
hierfür werden sein: (1) das anhaltende Wachstum in Asien, (2) die
verstärkte Nachfrage nach kleineren Fahrzeugen, (3) ein expansiver
Ersatzteilmarkt und (4) neue Technologien. Dies ist das Ergebnis
einer aktuellen Studie mit dem Titel "New Rules for Winners -
Ensuring the Competitiveness of the Automotive Supplier Industry" von
der Unternehmensberatung McKinsey & Company. Für die Studie
untersuchten die Autoren die aktuellen Branchentrends und
analysierten in Kooperation mit dem europäischen
Automobilzuliefererverband CLEPA die 100 weltweit größten Zulieferer.
"Automobilzulieferer müssen ihre Strategien an das veränderte
Umfeld anpassen, um langfristig erfolgreich zu sein", sagt Andreas
Cornet, Partner und Zuliefererexperte bei McKinsey. Zusammen mit
seinem Partner-Kollegen Ralph Heck leitete er die Studie. Cornet:
"Die Chancen für die Unternehmen liegen in einer starken Präsenz in
den asiatischen Wachstumsmärkten, in kosteneffizienten Innovationen,
einer hohen Agilität in der gesamten Wertschöpfung sowie dem Zugang
zu Kapital und talentierten Mitarbeitern."
Europäische Zulieferer wuchsen am stärksten, asiatische
Unternehmen waren am profitabelsten
Die McKinsey-Analyse zeigt, dass sich die 100 größten Zulieferer
anhand ihres Wachstums und ihrer Rendite in den vergangenen zehn
Jahren in drei Gruppen einteilen lassen: Während die besten 30
Unternehmen um durchschnittlich mehr als 10 Prozent pro Jahr wuchsen
und eine Rendite von 6 Prozent erwirtschafteten, kamen die unteren 25
Zulieferer im Mittel nur auf 0,7 Prozent Wachstum und 1,8 Prozent
Rendite.
Im internationalen Vergleich wuchsen die europäischen Unternehmen
im Untersuchungszeitraum mit jährlich 6,4 Prozent stärker als die
asiatischen (5,2 Prozent) und nordamerikanischen Wettbewerber (2,7
Prozent). Ein anderes Bild zeigt sich jedoch bei der Rendite: Hier
lagen die asiatischen Zulieferer mit 4,7 Prozent vor den europäischen
(4,1 Prozent) und amerikanischen Firmen (3 Prozent).
Gleichzeitig zeigt die Studie, dass sehr unterschiedliche
Strategien zum Erfolg führten. Die weltweit 20 umsatzstärksten
Zulieferer der vergangenen Jahre wiesen mit 6,6 Prozent jährlichem
Wachstum und 4,5 Prozent Rendite überdurchschnittlich gute Kennzahlen
aus. Daneben waren aber auch kleinere Firmen erfolgreich, die
beispielsweise früh in Asien präsent waren, eng mit erfolgreichen
Automobilherstellern zusammenarbeiteten, ein starkes Standbein im
Ersatzteilgeschäft hatten oder durch starke Kostendisziplin schneller
die Gewinnzone erreichten.
Ralph Heck: "Erfolgsvoraussetzung war in jedem Fall die Fähigkeit,
die Abläufe im Unternehmen so anpassbar zu gestalten, dass die
Organisation auf Veränderungen schnell reagieren kann."
Neue Märkte und Segmente
Das Wachstum im weltweiten Zulieferermarkt um jährlich rund 5 bis
7 Prozent wird von vier Trends geprägt:
- Asien: Derzeit sind europäische und nordamerikanische Zulieferer
in Asien noch unterrepräsentiert. Um mit dem Wachstum Schritt zu
halten, müssen sie Kapazitäten in die Region verlagern. 2011
hatten europäische Anbieter beispielsweise erst 20 Prozent ihrer
Produktionskapazität in Asien. Allein die zehn größten
europäischen Zulieferer müssten 220 neue Werke bauen, wenn sie
ihre Kapazität in der Region verdoppeln wollen.
- Kleinere und Mittelklassefahrzeuge (A-, B- und C-Segment): Der
Anteil kleinerer Fahrzeuge am Gesamtmarkt wird von 55 Prozent
2001 auf mehr als 72 Prozent im Jahr 2020 ansteigen. Dies bietet
Wachstumschancen für Zulieferer, die sich auf dieses Segment
fokussieren und gleichzeitig durch effiziente Forschungs- und
Entwicklungsprozesse ihre Margen schützen.
- Ersatzteilmarkt: Das Wachstum im Ersatzteilmarkt wird sich von
bisher jährlich rund 3 Prozent in den kommenden Jahren auf 4
bis 6 Prozent beschleunigen, bedingt durch starke
Steigerungsraten in Asien sowie im Durchschnitt alternde
Fahrzeugflotten. Gleichzeitig wird für etablierte Unternehmen
der Wettbewerb durch neue asiatische Anbieter in Europa härter.
- Wertsteigerung durch zusätzliche Komponenten mit neuen
Technologien: Gesetzliche Anforderungen, beispielsweise zur
CO2-Reduzierung, sowie steigende Sicherheits- und
Komfortansprüche werden weiterhin ein Wachstumstreiber für
Zulieferer sein.
Für die Unternehmensstrategien der Hersteller leiten Cornet und
Heck vier Prüfpunkte ab:
- Erschließt das Unternehmen neue Wachstumsquellen? Das Wachstum
in Asien erfordert von den Zulieferern neben ausreichenden
Kapazitäten für Produktion und Entwicklung in der Region eine
veränderte Organisation und Kultur. Die enge Verknüpfung der
Wertschöpfungsketten erfordert es, vor Ort nach den besten
Talenten zu suchen und das gesamte Management "asiatischer" zu
machen.
- Schafft das Unternehmen kosteneffiziente Innovationen? Immer
komplexere Entwicklungsinhalte bei gleichzeitig höchsten
Qualitätsanforderungen der Automobilhersteller stellen die
Zulieferer vor große Herausforderungen. Eine gezielte
Zusammenarbeit mit anderen Zulieferern, zum Beispiel über
gemeinsame Standorte in Asien, sowie die weitere
Standardisierung und Modularisierung der Produkte sind mögliche
Wege, um schnell auf veränderte Marktbedingungen zu reagieren
und damit für Hersteller attraktiv zu bleiben.
- Managet das Unternehmen die Volatilität? Die Preise von
Rohstoffen und Währungen werden weiterhin stark schwanken. Die
gesetzlichen Anforderungen, CO2 und Schadstoffe zu reduzieren,
gehen einher mit einem Trend zu alternativen Antriebsarten.
Zulieferer können hierauf mit intensiver Marktbeobachtung,
schneller Entscheidungsfindung und einem szenariobasierten
Risikomanagement reagieren.
- Hat das Unternehmen Zugang zu Kapital und Talenten? Der
notwendige Kapitalbedarf für Innovationen wird weiter
überproportional steigen. "Lean capital" wird zum Gebot der
Stunde. Gleichzeitig müssen Zulieferer die besten Talente für
sich gewinnen. Denn obwohl Zulieferer rund 75 Prozent zur
Wertschöpfung eines neuen Fahrzeugs beitragen, waren 2012 bei
den deutschen Absolventen ingenieurwissenschaftlicher
Studiengänge nur drei Zulieferer unter den beliebtesten 40
Arbeitgebern. Eine stärkere Zusammenarbeit mit Universitäten
und Fachhochschulen kann helfen, die Anforderungen an
Personalbedarf und -qualifikation zu erfüllen.
Hintergrund
McKinsey & Company ist die in Deutschland und weltweit führende
Unternehmensberatung für das Topmanagement. 28 der 30 DAX-Konzerne
zählen aktuell zu den Klienten. In Deutschland und Österreich ist
McKinsey mit Büros an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am
Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart und Wien aktiv.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Martin Hattrup-Silberberg, Telefon 0211 136-4516,
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