(ots) - Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert im Bereich der
frühkindlichen Bildung von Bund, Ländern und Kommunen ein
Investitionsprogramm in Höhe von 50 Milliarden Euro für die nächsten
zehn Jahre. "Wir müssen die öffentlichen Ausgaben für die Angebote
der Kindertagesbetreuung um mindestens ein Drittel steigern. Die von
der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen zur Verbesserung der
Qualität in Kitas weisen den richtigen Weg, sind aber im Umfang viel
zu gering. Wir brauchen bundesweite qualitative Mindeststandards in
der Kindertagesbetreuung, die im Kinder- und Jugendhilfegesetz
festgeschrieben werden müssen. Und wir brauchen darauf aufbauend ein
entsprechendes Qualitätsmonitoring", betont Thomas Krüger, Präsident
des Deutschen Kinderhilfswerkes.
"Der quantitative Ausbau von Betreuungseinrichtungen für unter
Dreijährige war und ist wichtig. Aber ohne eine Sicherstellung guter
Qualität werden wir in unseren Kindertageseinrichtungen mit Vollgas
vor die Wand fahren. Kitas müssen gut ausgestattet sein, die Gruppen
brauchen einen besseren Betreuungsschlüssel und eine weitere
Professionalisierung der Fachkräfte ist dringend nötig. Zudem muss im
Bereich der Kindertagespflege durch umfangreichere
Zertifizierungskurse ein größerer Qualifikationseffekt entfaltet
werden" so Krüger weiter.
Die vom Bundesfamilienministerium geförderte "Nationale
Untersuchung zu Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen
Kindheit" (Nubbek) hat aktuell festgestellt, dass vier von fünf
Betreuungseinrichtungen in Deutschland nur eine mittlere Qualität
aufweisen. Demnach waren in mehr als der Hälfte der Kitas die
bildungsbezogenen Aktivitäten unzureichend. Nach Ansicht des
Deutschen Kinderhilfswerkes hängt das auch mit Tricksereien beim
Betreuungsschlüssel zusammen. Es ist ein Skandal, wenn Quereinsteiger
und Auszubildende voll auf den Personalschlüssel angerechnet werden.
Das konterkariert alle Bemühungen, für die Kinder eine qualitativ
hochwertige Förderung und Betreuung zu gewährleisten. Weiteres
Problem sind die sogenannten externen Prüfungen, bei der Fachfremde
das Erzieherexamen ablegen können, ohne eine Fachschule besucht zu
haben. "Wir hören zunehmend aus den Kitas Klagen über schlecht
ausgebildetes Personal. Das hängt mit den externen Prüfungen
zusammen, aber auch mit der Qualität der in den letzten Jahren neu
entstandenen Ausbildungsinstitute. Diese bilden oft nicht auf einem
Level aus, der für eine gute Arbeit in den Kitas erforderlich ist"
betont Thomas Krüger.
Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert zudem eine deutliche Erhöhung
von akademisch ausgebildeten Fachkräften in den
Kindertageseinrichtungen sowie eine Verbesserung der Qualifizierung
des Personals. Neben fachpraktischen Kernkompetenzen müssen innerhalb
des Personals Diagnosefähigkeiten vorhanden sein, um sowohl
vorhandene Defizite als auch Fähigkeiten der Kinder zu erkennen.
Zudem muss sichergestellt werden, dass pädagogische Fachkräfte in
ihrer Ausbildung auch auf die Vermittlung relativ neuer
Wissensbereiche, wie zum Beispiel Medienbildung oder interkulturelle
Pädagogik ausreichend vorbereitet werden. Hier sind insbesondere an
Fachhochschulen entsprechende Studienangebote zu "Bildung und
Erziehung im Kindesalter" zu entwickeln. Das kann auch zum dringend
notwendigen Austausch zwischen den angehenden Praktikern in den
Kindertagesstätten und der wissenschaftlichen Ebene in Universitäten
und Fachhochschulen beitragen.
Außerdem müssen die Gehälter im Bereich der frühkindlichen Bildung
deutlich angehoben werden. Und zwar sowohl in den Kitas als auch bei
den Tagesmüttern. Wenn eine Umfrage des Bundesfamilienministeriums
unter Tagesmüttern zu dem Ergebnis kommt, dass fast jede dritte von
ihnen überlegt, aufgrund der geringen Entlohnung ihre Arbeit
einzustellen, muss das alarmieren und zum Handeln zwingen. Und auch
die vergleichsweise hohe Fluktuation in Kindertageseinrichtungen
hängt neben den Belastungen durch schlechte Personalschlüssel mit
vergleichsweise niedrigen Gehältern zusammen.
"Langfristig brauchen wir eine vollständige staatliche
Ausfinanzierung von Betreuungsangeboten vom vollendeten ersten
Lebensjahr bis zum Beginn der Schule. Die Investitionen von Bund,
Ländern und Kommunen führen dabei zwar kurzfristig zu deutlich
höheren Ausgaben, können aber langfristig durch zu erwartende
Einsparungen im schulischen und nachschulischen Bereich sowie höhere
Steuereinnahmen, beispielsweise durch eine steigende
Frauenerwerbstätigkeit, voll kompensiert werden" so Krüger
abschließend.
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