(ots) - Die Internationale Normenorganisation (ISO)
unterzieht derzeit die Norm ISO 14001 für Umweltmanagementsysteme
(UMS) einer Revision. Die Anfang 2012 begonnenen Arbeiten werden etwa
drei Jahre andauern, sodass mit der Publikation der neuen Norm
voraussichtlich in der ersten Hälfte 2015 zu rechnen sei. Ziel der
Revision sei es, Umweltmanagement künftig noch praxisbezogener in die
Geschäftsprozesse einer Organisation zu integrieren, damit die
Anwender die daraus entstehenden Potenziale besser nutzen, so Thomas
Votsmeier, Leiter der Personenzertifizierungsstelle bei der Deutschen
Gesellschaft für Qualität (DGQ).
So sollen aktuelle und künftige Umwelt- und Businessbelange
umfassender in einen neuen Anforderungskatalog einbezogen werden. Vor
allem Lifecycle-Ãœberlegungen, Produktdesign, ausgelagerte Prozesse
sowie upstream- oder downstream-Aktivitäten wolle man verstärkt
darin einbeziehen. Auch werde der Risiko- und Chancenermittlung im
Zusammenhang mit den signifikanten Umweltaspekten, anwendbaren
gesetzlichen Forderungen und freiwillig akzeptierten Forderungen
erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet. "Diese müssen nicht nur explizit
ermittelt werden, sondern verstärkt bei der Festlegung von
Umweltzielen Eingang finden", berichtet Votsmeier als Mitglied der
deutschen Delegation im Technischen Komitee 207 Umweltmanagement der
ISO. Ebenso werde dem Messen der Umweltleistung für jedes Umweltziel
anhand von Leistungsindikatoren mehr Gewicht eingeräumt. Darüber
hinaus würden die Anforderungen interessierter Kreise verstärkt
ermittelt und berücksichtigt, was Votsmeier als eine "gestärkte
Stakeholderausrichtung der Norm" bezeichnet. Ferner habe sich die
externe Kommunikation der praktizierenden Unternehmen deutlicher an
den Umweltmaßnahmen und Leistungen zu orientieren, denn das
Leistungsergebnis eines UMS messe sich künftig auch an den
strategischen Zielen einer Organisation.
Bei den Revisionsarbeiten bilde der Einbau des
Umweltanforderungskatalogs in eine völlig neue Normstruktur eine
besondere Herausforderung. Denn die Normstruktur beinhalte sowohl
neue Textbausteine als auch neue Begrifflichkeiten. "Das erschwert
die Konsensfindung unter den Experten und kann den Revisionsprozess
verzögern", befürchtet Votsmeier. Allerdings verweist er auf die
klare Devise seitens der ISO, wonach Unternehmen und Organisationen
künftig in allen Managementsystemen mit einer einheitlichen
Grundstruktur inklusive Sprache bedient werden müssten, um unnötige
Differenzen zu eliminieren, Integrationseffekte zu steigern und die
Anwendbarkeit zu erleichtern.
Während seiner 5. Sitzung im Juni 2013 in Gaborone, Botswana, hat
das für die Revision zuständige Fachgremium TC 207 SC1 den
Komitee-Entwurf mit den dazugehörigen nationalen Kommentaren
bearbeitet und einen vorläufigen Revisionsplan erstellt. Danach ist
bis Dezember 2013 ein Komitee-Entwurf (CD2), bis April 2014 ein
Internationaler Normenentwurf (DIS) und bis Oktober 2014 ein
Schlussentwurf (FDIS) vorgesehen, jeweils nach Abstimmung innerhalb
der nationalen Mitgliederorganisationen, denen dann die
Veröffentlichung im zweiten Quartal 2015 folgen soll.
Laut Votsmeier können Anwender von einer revidierten ISO 14001
erwarten, dass bestehende Umweltmanagementsysteme nicht substantiell
umgebaut werden müssen. Jedoch sei voraussichtlich die Integration
eines solchen in die Geschäftsprozesse weiter zu fördern und die
Steigerung der Umweltleistung verstärkt über Kennzahlen nachzuweisen
. Darin sieht er eine Chance, die Bedeutung von Umweltmanagement als
Fundament eines Nachhaltigkeitsmanagements weiter zu steigern.
Seit der Erstpublikation der ISO 14001 mit Anforderungen an
Umweltmanagement und Umweltmanagementsysteme durch die Internationale
Normenorganisation (ISO) 1994 verfügen heute weltweit mehr als
300.000 Firmen und Organisationen über ein nach ISO 14001
zertifiziertes Umweltmanagementsystem.
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