(ots) - Die Hoffnung vieler Ägypter, die
Übergangsregierung stünde für mehr Demokratie, hat sich zerschlagen.
Bei Zusammenstößen haben Polizisten Dutzende Anhänger des abgesetzten
islamistischen Präsidenten Mursi getötet. Nach dem blutigen
Wochenende dürften sich all jene bestätigt fühlen, die in dem Umsturz
einen verdeckten Militärputsch von Abdel Fattah al Sisi sehen. Der
General hatte mit seinem Aufruf zu Großdemonstrationen bereits am
Freitag Zusammenstöße provoziert. Dass die Polizisten die Anweisungen
hatten, scharf zu schießen, bezweifelt kaum ein Beobachter. Schon
unter dem gestürzten Machthaber Hosni Mubarak war solch unerbittliche
Härte ein Mittel zum Machterhalt. Die Brutalität zeigt nicht nur, wie
gefährlich nahe das Land einem Bürgerkrieg ist. Sie zeigt auch, wie
weit Ägypten von einer Demokratie nach westlichen Maßstäben entfernt
ist. Der Westen sollte Druck ausüben - etwa durch das Einfrieren von
Finanzhilfen. Nur so hat er noch eine Chance, das Abgleiten eines für
die Stabilität der Region so wichtigen Landes in eine Militärdiktatur
aufzuhalten.
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